#57 Kreativität, Klang & Kommunikation: Das Geheimnis eines starken Auftritts
Shownotes
Klang trifft Persönlichkeit: In dieser Folge lernst du, wie Musik und Kommunikation zu einer einzigartigen Ausdruckskraft verschmelzen! Mein Gast ist Stefan David Hummel – Komponist, Dirigent, Kulturmanager und ein kreativer Kopf, mit dem ich schon viel erlebt habe: Von gemeinsamen Coaching-Ausbildungen bis hin zur Produktion einer Entspannungs-CD.
Was macht Präsentationen wirklich unvergesslich? Wie hilft Musik, innere Haltung und Wirkung zu stärken? Stefan nimmt dich mit hinter die Kulissen seines künstlerischen Schaffens – und gibt wertvolle Impulse für alle, die sich für starke Auftritte, Kreativität und die Kraft von Resonanz interessieren.
Neugierig geworden? Dann hör rein in unser inspirierendes Gespräch voller persönlicher Geschichten, Perspektivwechsel und ganz viel Musik!
Jetzt reinhören und neue Welten entdecken!
Shownotes: ✅ Webseite von Silvia Pitz: https://www.pitz-coaching.de/ ✅ Silvia Pitz auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/silviapitz/ ✅ LinkedIn Learning Kurse von Silvia: https://www.linkedin.com/learning/instructors/silvia-b-pitz
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00:00:00: (Musik) Herzlich willkommen zu "Professionell auftreten", dein
00:00:07: Podcast für die gelungene Präsentation.
00:00:10: Souverän, glaubwürdig und begeisternd auftreten, deine Botschaft
00:00:14: zielsicher anbringen.
00:00:15: Mit Leichtigkeit Lampenfieber, kritische Fragen und andere Stolpersteine
00:00:21: überwinden, darum gehts.
00:00:23: Ich bin Silvia B.
00:00:24: Pitz und freue mich auf dich. Herzlich willkommen.
00:00:32: Er ist nicht nur ein international tätiger Komponist, Dirigent und
00:00:38: Kulturmanager mit Sitz in Salzburg.
00:00:41: Er ist auch ein Mensch, der Musik und Kommunikation auf faszinierende
00:00:46: Weise miteinander verbindet.
00:00:49: Seine musikalische Reise führte ihn bereits früh an die renommiertesten
00:00:53: Ausbildungsstätten, unter anderem an das Mozarteum Salzburg,
00:00:57: und seine Werke reichen von Solostücken über Orchesterwerke bis hin
00:01:03: zur Bühnenmusik und Projekten für Kinder.
00:01:07: Ganz herzlich willkommen zu einer ganz besonderen Folge von
00:01:10: "Professionell auftreten".
00:01:13: Heute habe ich einen langjährigen Freund und außergewöhnlichen Künstler
00:01:17: zu Gast: Stefan David Hummel.
00:01:20: Was mich aber ganz besonders freut: Unsere Wege haben sich schon in den
00:01:24: späten 1990er Jahren gekreuzt.
00:01:27: Wir haben damals gemeinsam eine Coaching-Ausbildung bei Boudewijn
00:01:31: Vermeulen gemacht und das hat nicht nur unsere Sicht auf Kommunikation,
00:01:36: sondern auch auf Kreativität geprägt.
00:01:40: Und wir haben zusammen eine Entspannungs-CD produziert: „Neue
00:01:44: Welten entdecken" heißt die.
00:01:47: Ich durfte sprechen und Stefan David Hummel hat mit seinen Klavierklängen
00:01:52: die Atmosphäre geschaffen.
00:01:54: Ganz aktuell haben wir uns beim Gipfeldialog in Altaussee
00:01:59: wieder getroffen.
00:02:00: Beide haben wir dort Impulsvorträge zum Thema Präsentation gehalten.
00:02:06: Ich aus Sicht der Speaker-Trainerin, er aus Sicht des Komponisten.
00:02:11: Das war für viele ein echter Perspektivwechsel.
00:02:15: Ich freue mich riesig, dass er heute hier ist, um mit uns über Musik,
00:02:20: Kreativität, Kommunikation und die Kraft von Klängen zu sprechen.
00:02:26: Herzlich willkommen, Stefan David Hummel.
00:02:29: Schön, dass du dir Zeit nimmst heute.
00:02:31: Ja, lieber Silvia, ganz herzlichen Dank für die Einladung.
00:02:33: Ich freue mich jetzt sehr auf den Podcast, den wir jetzt gemeinsam machen werden.
00:02:38: Lieber David, du bist in eine Musikerfamilie hineingeboren.
00:02:42: Wie hast du denn deine ersten bewussten Begegnungen mit Musik erlebt?
00:02:47: Gab es da einen Moment, in dem dir klar war, das ist auch mein Weg?
00:02:53: Ja, ich müsste da einfach sagen, in diese Musikerfamilie hineingeboren zu
00:03:01: sein, ist etwas ganz besonderes.
00:03:03: Aber was für mich überhaupt nicht besonders war, ist, dass
00:03:07: ständig Musik gemacht wurde.
00:03:09: Also es war ein Teil meines Alltags.
00:03:13: Und wenn man sich das Bild vorstellt: Im Wohnzimmer war ein Klavier und später auch
00:03:17: ein großer Flügel gestanden, und das war alles ganz selbstverständlich.
00:03:22: Die Klänge, die wir da herausgenommen haben, die wir sozusagen
00:03:27: ausprobiert haben.
00:03:28: Und ich habe noch fünf weitere Brüder gehabt und habe sehr
00:03:34: viel Freude gehabt daran, zu musizieren.
00:03:36: Meine Eltern sind auch Musikerin und Musiker gewesen, haben Geige
00:03:40: gespielt und Cello gespielt.
00:03:42: Und kurz zusammengefasst: Es gab eigentlich keinen Moment, an dem ich
00:03:46: entschieden habe, jetzt werde ich Musiker, sondern es war so, als hätte ich mich da
00:03:50: schon längst entschieden, Musik zu machen.
00:03:54: Ja, so klingt das auch.
00:03:55: Und wenn du sagst, du hast fünf musikalische Brüder auch, dann denke ich
00:04:00: an die Jackson Five, so spontan irgendwie (lacht), die haben ja
00:04:04: auch zusammenmusiziert.
00:04:06: Allerdings hatten die ein viel dramatischeres Schicksal
00:04:09: wahrscheinlich zusammen.
00:04:10: Aber das soll ja nicht heute unser Thema sein.
00:04:13: Du bist nicht nur Komponist, sondern auch Dirigent und Kulturmanager sogar.
00:04:18: Wie wirken sich diese unterschiedlichen Rollen aufeinander aus?
00:04:22: Gibt es da irgendwie Synergien oder vielleicht auch Spannungsfelder?
00:04:26: Ja, also ich bewege mich tatsächlich zwischen verschiedenen Rollen, als
00:04:30: Komponist, als Dirigent und Kulturmanager, auch eben arbeitend an einer großen
00:04:36: Institution wie der Universität Mozarteum.
00:04:39: Das klingt nach ganz unterschiedlichen Sphären, aber für mich
00:04:43: sind sie Teil eines Ganzen.
00:04:45: Wenn ich komponiere, gestalte ich innere Klangräume und wenn ich dirigiere,
00:04:50: übersetze ich sie direkt in kollektive Energie.
00:04:53: Und als Kulturmensch versuche ich, Strukturen zu schaffen, in denen diese
00:04:58: Energie überhaupt erst entstehen kann.
00:05:00: Und natürlich gibt es Spannungen zwischen Idealismus und Realität,
00:05:05: zwischen Kunst und Organisation, aber gerade in diesen Spannungsfeldern
00:05:10: entsteht oft das Inspirierendste.
00:05:12: Und ich möchte fast sagen, mich reizt auch diese Intuition, diese intuitive Kraft,
00:05:19: die ich bei mir sehr stark spüre, viele Dinge zu ermöglichen und
00:05:25: Projekte zu realisieren, die einfach auch mitreißen und mit begeistern sollen.
00:05:32: Das ist ein gutes Stichwort.
00:05:34: Du hast es sehr schön erklärt, wie auch dieser Managementpart und diese
00:05:40: unterschiedlichen Rollen miteinander verwoben werden können in einer
00:05:44: wirklich sehr besonderen Art.
00:05:47: David, das finde ich fantastisch.
00:05:50: Und du hast jetzt gerade gesagt, Dinge möglich machen.
00:05:52: Eines deiner Herzensprojekte, ich kenne das gut, denn du berichtest viel darüber,
00:05:56: ich habe auch einen wunderschönen Film darüber gesehen, ist „Bella Musica".
00:06:00: Das läuft schon seit etlichen Jahren und das hast du auf die Beine gestellt.
00:06:05: Magst du da ein bisschen was darüber erzählen?
00:06:07: Ja, tatsächlich.
00:06:08: Bella Musica ist da wohl das beste Beispiel für mich, das Projekt was mir
00:06:15: wirklich besonders am Herzen liegt, weil es jungen Musikerinnen und Musikern
00:06:20: ermöglicht, auf den Spuren Mozarts Europa zu entdecken.
00:06:23: Nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich.
00:06:26: Wir proben, wir reisen, wir erleben und immer wieder entstehen neue
00:06:33: Freundschaften, Verbindungen, Erinnerungen, die weit
00:06:37: über das Musikalische hinausgehen.
00:06:39: Wenn ich gefragt werde, was das Geheimnis hinter dem Erfolg ist, sage
00:06:43: ich meistens: Vertrauen.
00:06:46: Vertrauen in die Jugendlichen, das ist ein ganz großer Punkt, in die Kraft der Musik,
00:06:52: Vertrauen in die Musik zu stecken und in die Idee, dass Begeisterung
00:06:58: ansteckend ist.
00:07:00: Ich versuche nämlich nicht, Menschen um Unterstützung zu bitten, sondern sie an
00:07:04: einer Leidenschaft teilhaben zu lassen.
00:07:06: Und das verändert alles.
00:07:08: Und darum möchte ich auch viele Menschen mitreißen mit diesem Projekt und mir
00:07:14: gelingt es immer wieder, aufs Neue wirklich da sehr interessante
00:07:20: Persönlichkeiten zu entdecken, die wieder neue Türen aufmachen können und die dieses
00:07:26: Projekt auch wirklich nachhaltig zum erklingen bringen.
00:07:31: Ja, also wie gesagt, ich war selber noch nicht dabei.
00:07:34: Vielleicht das nächste Mal, wenn ihr durch Italien auch reist, ist ja
00:07:38: wunderschön auch, nicht nur die Musik, sondern auch die Landschaft und die
00:07:42: Stätten, die ihr da alle besucht, die auch Mozart schon besucht hat in seiner Zeit.
00:07:47: Und dieser Film, dieses Video, das du uns neulich gezeigt hast, das
00:07:52: ist wirklich fantastisch.
00:07:53: Man sieht, wie du die Menschen, die jungen Menschen, so begeisterst auch und
00:08:00: wie du die vorbereitest für wirklich so ganz große Konzerte auch,
00:08:05: die die jugendlichen und jungen Menschen ja noch nicht so gewohnt sind.
00:08:09: Die sind ja noch keine große Bühne gewohnt und werden da auch vorbereitet
00:08:13: auf den professionellen Auftritt.
00:08:16: Und ich denke, dass es da auch wichtig ist zu nennen, dass man dann auch etwas bieten
00:08:21: muss, dass wir eben auch wirklich den Tag so durchtakten, dass sie auch eine
00:08:27: Entspannung erleben, dass sie Kommunikationsübungen machen, dass sie
00:08:31: wirklich so vorbereitet werden zu diesen Konzerten, dass sie als Gruppe fungieren
00:08:36: und wirklich als Team, also teambildende Maßnahmen auch erleben.
00:08:41: Und das macht die Sache dann auch so spannend und auch so nachhaltig.
00:08:47: Und da kommt wieder die Arbeit von Boudewijn Vermeulen.
00:08:50: Ich habe es schon gesagt, wir haben ja zusammen auch vor vielen, vielen Jahren
00:08:55: diese Ausbildung machen dürfen und auch noch weitere ergänzende
00:08:58: Weiterbildungen in diesem Rahmen.
00:09:01: Und da spielt auch der Bezug zum eigenen Körper eine große Rolle, auch die
00:09:06: Entspannung immer wieder, auch das Auseinandersetzen mit der
00:09:09: richtigen Kommunikation.
00:09:11: Und das kannst du da auch anwenden bei dem Projekt Bella Musica.
00:09:17: David, so habe ich das verstanden.
00:09:18: Und das bringt auch einen großen Erfolg für die jungen Menschen, die dann
00:09:23: ja auch eben auftreten müssen.
00:09:25: Und mich hat eins so bewegt, als du gesagt hast, da kommen wir gleich noch dazu, beim
00:09:30: Gipfeldialog hatten wir beide mal einen "Gig" zusammen.
00:09:35: Du hast gesagt, wenn wir auf der Bühne sind, dann gibt es kein Vertun
00:09:40: mehr, dann muss es sitzen.
00:09:41: Und das stimmt für Musikerinnen und Musiker, aber auch natürlich für
00:09:46: Menschen, die präsentieren müssen.
00:09:48: Sag noch mal so eine bestimmte Art und Weise, wie du mit den Menschen arbeitest.
00:09:55: Was ist da so das Prägnante daran und was machst du anders als andere?
00:10:00: Also ich glaube, das Prägnante ist, dass wir, wenn wir unterwegs sind, in der
00:10:05: Früh eine Meditation machen, eine Stille.
00:10:08: Jeder liegt am Boden und hier kommt jetzt das besondere Element.
00:10:13: Wir hören jetzt nicht irgendwie Musik vom Band, sondern wir hören einen Musiker,
00:10:17: eine Musikerin aus dem Ensemble live und versuchen, uns in
00:10:23: dieses Klangerlebnis, in dieses Klangergebnis auch hineinzudenken und auch
00:10:28: zu lauschen: Wie wirkt das auch auf unseren Körper?
00:10:31: Wie können wir uns auch verbinden mit dieser Stimme, mit diesem Instrument?
00:10:36: Und ich glaube, das ist ein ganz prägnanter Unterschied zu anderen
00:10:42: Klangkörpern, die natürlich auch erfolgreich auftreten, unterwegs sind.
00:10:46: Aber dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist, wenn wir gemeinsam auch
00:10:50: solche Entspannungsübungen machen, das ist schon was Besonderes.
00:10:54: Und da kommen wir zu dem Thema, was auch für mich ganz wichtig ist in dem
00:10:59: Zusammenhang, werden wir auch immer den Gesang mit einbeziehen.
00:11:03: Also ein Orchester, was singt, was einmal plötzlich im Orchesterkonzert aufsteht und
00:11:08: singt, das ist eine große Überraschung.
00:11:10: Und das machen natürlich nicht viele Orchester.
00:11:13: Es gibt immer mehr jetzt, die so in die Richtung gehen, aber ich bin da auch
00:11:17: felsenfest überzeugt, dass das Pflegen des eigenen Instrumentes, der
00:11:23: Stimme, da einen sehr schönen Mehrwert auch für dieses Orchester oder auch für
00:11:28: das Erlebnis der Besucherinnen und Besucher hat, die
00:11:32: an diesem Konzert teilhaben.
00:11:36: Das ist garantiert eine Überraschung, denn da würde man nicht drauf kommen, dass die
00:11:41: Violinisten und alle anderen Menschen, die im Orchester spielen, auch dann
00:11:46: auf einmal aufstehen und singen.
00:11:49: Es ist ja eine Sache, ein Instrument gut zu beherrschen, ist das schon eine riesen
00:11:53: Aufgabe, und das ist eine lebenslange Aufgabe.
00:11:56: Das wissen diejenigen, die ein Instrument spielen, sicherlich ganz gut, aber dann
00:12:01: auch noch die eigene Stimme zu beherrschen, nicht nur bei der Sprache,
00:12:04: was ja auch schon eine Herausforderung ist, sondern auch beim Singen.
00:12:07: Wie hast du die denn dazu gebracht, deine Kolleginnen und Kollegen da tatsächlich zu
00:12:13: sagen, okay, wir singen auch auf der Bühne?
00:12:15: Das wird im Vorfeld schon abgesprochen und ich wähle auch so ein bisschen die
00:12:21: Musikerinnen und Musiker so aus, dass ich da auch vorher abfrage,
00:12:26: welche Stimmlage sie haben und was sie für eine Beziehung haben zur Stimme.
00:12:30: Es gibt natürlich auch Leute, die dann vielleicht nicht ganz so
00:12:35: einen Bezug haben, aber da nehme ich teilweise auch Leute ganz extra besonders
00:12:41: mit, um ihnen wieder dieses Feld zu ermöglichen, wieder
00:12:46: was Neues zu entdecken.
00:12:47: Und wenn man da offen ist, wenn man da auch für Überraschungen gut ist, dann kann
00:12:52: sich da auch was für das eigene Spiel sehr, sehr wohl auch verändern.
00:12:56: Und da gibt es ganz schöne Momente auch der Veränderung und das freut mich sehr.
00:13:03: Ja, und dazu braucht es wirklich das Vertrauen.
00:13:06: Das passt auch ganz gut in die Arbeit, die wir beide ja leisten,
00:13:10: auch mit Führungskräften.
00:13:12: Da kann man sehr viel von einem Dirigenten lernen, lieber David.
00:13:17: Und du hast ja beim Gipfeldialog Altaussee über Präsentationen aus Sicht eines
00:13:22: Komponisten und eines Dirigenten vor allen Dingen auch gesprochen.
00:13:25: Wie kann denn Musik unser Auftreten und unsere Wirkung und vielleicht auch
00:13:30: unsere innere Haltung beeinflussen?
00:13:33: Na ja, aus der Arbeit als Komponist oder aus der Arbeit eines Dirigenten kann man
00:13:40: sehr viel für das eigene Auftreten lernen.
00:13:43: Musik verlangt Präsenz und Mut, Kontrolle und zugleich loslassen.
00:13:49: Das hilft auch bei Lampenfieber zum Beispiel oder auch in Momenten, in denen
00:13:54: die Kreativität stockt, wenn etwas nicht so funktioniert, wie
00:13:58: man sich das vorstellt.
00:14:00: Es geht aber auch darum, die Energie zu leiten, statt sie zu bekämpfen,
00:14:05: so wie ein Dirigent den Strom der Musik formt, ohne ihn zu stoppen.
00:14:09: Und ich glaube, das ist auch ein ganz großes Feld und ein ganz großes Thema,
00:14:15: bei sich zu sein, im Körper zu sein, das Strömen zu fühlen und dann in der
00:14:20: Präsentation sehr authentisch und wirklich in Kontakt mit dem Publikum zu sein.
00:14:26: Das macht auch ein Präsentieren, ein Sprechen auch so erfolgreich.
00:14:31: Ja, du hast es wunderbar erläutert hier.
00:14:34: Wir können uns das gut vorstellen, aber eine Sache ist es, sich das vorzustellen,
00:14:38: die andere Sache ist, das dann durchzuführen.
00:14:40: Es gehört viel Übung dazu, da bin ich überzeugt.
00:14:43: Und ein großer Unterschied besteht ja auch zwischen einem Dirigenten, der hat ja sein
00:14:48: Orchester vor sich, der darf diese Energie in Form bringen.
00:14:53: Ja, nicht widersprüchlich, aber doch sehr, sagen wir mal, paradox.
00:14:56: Einerseits darf die Energie fließen, andererseits muss man sie ja
00:15:00: auch lenken, in gewisser Weise.
00:15:02: Aber der Dirigent und die Dirigentin, die haben ja hinter sich im
00:15:06: Rücken auch noch das Publikum.
00:15:08: Das muss ja auch noch einbezogen werden.
00:15:10: Wie schafft man denn diese Quadratur des Kreises, David?
00:15:14: Ja, das ist eben eine ganz große Herausforderung, die sehr
00:15:20: viel Disziplin auch benötigt.
00:15:23: Ich bereite mich immer sehr intensiv vor mit verschiedenen diversen Körperübungen,
00:15:29: die eben auch in alle Richtungen Energie auch bringen soll, also eben nicht nur ans
00:15:35: Orchester, sondern auch gleichermaßen ans Publikum gerichtet, dass hier
00:15:41: ein Geben und Nehmen stattfindet.
00:15:43: Also der Interpret spielt eine große Rolle, der Komponist, die
00:15:48: Komposition spielt eine große Rolle.
00:15:50: Also ich muss auch wissen, was ich für Stücke auswähle.
00:15:53: Und dann spielt eben auch das Publikum eine ganz große Rolle.
00:15:57: Und wenn ich dieses Dreieck, wenn man das so sagen darf, alles zusammenfassen kann
00:16:03: und auch erfassen kann, dann habe ich viel gewonnen.
00:16:06: Und das ist eben die große Kunst eines Dirigenten, einer Dirigentin, hier
00:16:12: wirklich mit viel Vorbereitungskraft hier reinzugehen und die Leute
00:16:17: wirklich zu überzeugen.
00:16:19: Es klingt fantastisch und total nachvollziehbar, aber
00:16:23: wirklich schwer umzusetzen.
00:16:24: Aber was ist heutzutage schon leicht?
00:16:26: Also gerade wenn man große Leistung auf die Bühne bringen will, ist das nicht
00:16:31: einfach aus dem Ärmel zu schütteln.
00:16:32: Das müssen wir uns klar machen (lacht), auch wenn manche Leute immer noch gerne
00:16:37: Abkürzungen fahren wollen oder gehen wollen.
00:16:40: Das ist nicht so leicht.
00:16:41: Ja, und ich denke, ich habe vielleicht noch einen Nachsatz zum Gipfeldialog, wo
00:16:47: wir uns ja intensiv damit beschäftigt haben, dass eigentlich auch die Musik
00:16:53: uns lehrt, dass Ausdruck Schwingung ist.
00:16:57: Also es ist auch- es ist was im im Schwung und wer spricht, klingt, ob
00:17:04: es bewusst oder unbewusst ist.
00:17:06: Und wenn wir unseren inneren Rhythmus finden, also unsere Kraft, unseren inneren
00:17:11: Rhythmus und unseren eigenen Ton, dann verändert sich sofort
00:17:17: alles, wie wir auf andere wirken.
00:17:19: Wenn wir da sehr, und das meinte ich vorhin auch mit authentisch sein,
00:17:24: wenn wir hier in der Schwingung sind, in unserem Klang, und dann in unserem eigenen
00:17:29: Ton, da haben wir dann doch eine eigene, vielleicht eine eigene Identität,
00:17:35: die dann auch aufs Publikum übergeht.
00:17:38: Die Frage, die sich wahrscheinlich viele Zuhörerinnen und Zuhörer jetzt stellen:
00:17:43: Wie finde ich denn meinen eigenen Ton?
00:17:46: Vielleicht muss ich in der Badewanne singen oder in der Dusche.
00:17:50: Oder wie geht das?
00:17:51: Was hast du da für eine Übung für uns parat?
00:17:54: Also ich habe viel auch aus unserer gemeinsamen Coaching-Ausbildung
00:17:59: mitgenommen und- die mich heute begleiten mit vielen Übungen.
00:18:04: Aber es ist auch was ganz Spannendes und was wir alle können, ist
00:18:09: das bewusste Zuhören.
00:18:11: Also die Kraft der Stille, die darf man nicht unterschätzen.
00:18:16: Dieser Raum zwischen zwei Tönen, in dem sich Bedeutung entfaltet, dass wir einfach
00:18:20: mal was ausprobieren, einen Satz sagen zum Beispiel und dann mal eine Pause machen
00:18:26: und dann vielleicht das wiederholen und dann noch mal nachspüren,
00:18:30: wie klingt das in uns.
00:18:32: Und das prägt wirklich auch meine musikalische Arbeit
00:18:36: und auch prägt das meinen Umgang mit den Menschen, die mir anvertraut sind, meinen
00:18:42: Studierenden und mit meinen Kolleginnen und Kollegen.
00:18:46: Also ich glaube, dass der Schlüssel zum Erfolg hier ist, das bewusste Zuhören
00:18:54: und die Kraft der Stille, hier auch einen gewissen
00:19:00: Wissen- ja, eine gewisse Veränderung und auch einen Erfolg zu erzielen.
00:19:06: Okay, das ist sehr spannend.
00:19:08: Auch, finde ich, sehr gut nachvollziehbar.
00:19:11: In unserer heutigen rapiden, schnellen und sich verändernden Welt ist
00:19:17: das mal eine ganz gute Idee, mal stillzuhalten,
00:19:20: mal in sich gekehrt zu sein und seine inneren Klänge auch zu spüren oder
00:19:27: auch mal eine Pause zu machen und sich dabei auch wohlzufühlen.
00:19:33: Viele gönnen sich das ja nicht. Ganz genau.
00:19:36: Und ich denke, das wünsche ich auch wirklich mal auch unseren Zuhörerinnen und
00:19:41: Zuhören, wenn ich jetzt mal so einen Wunsch äußern dürfte,
00:19:44: dann wäre es wirklich-Gerne.
00:19:45: -dass Musik wieder stärker als Lebensform verstanden wird.
00:19:49: Nicht nur als kulturelle Disziplin, dass man in ein Konzert gehen muss, sondern
00:19:55: Musik zu erleben, dass Musik Menschen verbindet, dass wir in ein Konzert
00:20:00: geht und plötzlich zuhören.
00:20:02: Wir müssen zuhören.
00:20:03: Wir lauschen einem Klang dort oben.
00:20:06: Und wenn wir es dann noch schaffen, dass wir nach einem Konzert Brücken schlagen
00:20:10: können, dass wir vielleicht in Kontakt treten können mit den Besucherinnen und
00:20:13: Besuchern, mit den Musikern, die auf der Bühne sind, mit den Interpret:innen,
00:20:18: dann haben wir auch was für unsere Gesellschaft gewonnen.
00:20:23: Wir haben vielleicht mehr Raum geschaffen für uns und natürlich ist es immer ein
00:20:29: Abenteuer, mit jemandem oder auch alleine in ein Konzert zu gehen, weil
00:20:32: man weiß nicht, was passiert.
00:20:33: Ist es das, was mich anspricht?
00:20:35: Ist es auch so, dass man Menschen kennenlernt, die man vielleicht sein
00:20:39: ganzes Leben lang auch begleitet?
00:20:41: Und ich glaube, da gibt es ganz, ganz spannende Momente, sich auch zu trauen,
00:20:47: Mut zu haben, diese Möglichkeit auch einzugehen, auch
00:20:50: wenn es natürlich durch Corona, wo man dann immer gemütlich auf dem Sofa war und
00:20:55: Konzerte so konsumiert hat, dass man einfach hinausgeht, um einfach vielleicht
00:21:00: ein richtiges musikalisches Abenteuer zu erleben.
00:21:03: Ja, schön gesagt.
00:21:05: Also musikalisches Abenteuer, es ist nicht nur das Konzert, sondern einfach mal
00:21:11: rausgehen, mit den Leuten in Kontakt treten, mit den Kulturinteressierten, aber
00:21:16: auch mit den Musikerinnen und Musikern, das hast du schön beschrieben.
00:21:19: Ich habe neulich übrigens mit einer Freundin auch ein Konzert besucht und das
00:21:23: war wirklich ein Abenteuer, weil der Dirigent in der Pause gestürzt ist.
00:21:28: Der er hat sich wirklich verletzt.
00:21:30: Der hatte dann seinen Arm in der Schlinge und hat sich am Kopf auch verletzt.
00:21:35: Er ist auf den harten Steinboden gefallen.
00:21:37: Aber er hat dann wirklich mit Humor und mit einem riesen Pflaster und den Arm in
00:21:41: der Schlinge auf einem Stuhl weiter dirigiert.
00:21:44: Und das war natürlich für das Publikum ein riesen Abenteuer auch, aber er hat gesagt:
00:21:49: „Sorgt euch nicht, es ist immer ein Arzt im Publikum und ich bin gut versorgt.
00:21:53: Also ich mache jetzt weiter und bitte bleibt dabei und
00:21:58: ja, bleibt begeistert." Und das war wirklich fantastisch,
00:22:02: das fand ich großartig.
00:22:04: Also wirklich ein Abenteuer, so wie du das gesagt hast, David.
00:22:07: Aber ich möchte auch sagen, du hast einen wahnsinns feinen Humor, also um noch mal
00:22:13: auf den Gipfeldialog zurückzukommen, Gipfeldialog Altaussee,
00:22:18: den Uwe Fischer und der Professor Dr. Peter Steinhoff so
00:22:21: schön organisiert haben.
00:22:23: Du hast da bei deinem Vortag immer wieder so einen feinen Humor gezeigt und das
00:22:28: finde ich auch etwas, was uns gut täte, dass wir auch wieder etwas mehr Humor,
00:22:35: obwohl die Situation ja manchmal nicht so humorvoll ist gerade im Moment, aber
00:22:41: doch in einer Situation mal ein bisschen mehr Humor reinbringen.
00:22:44: Ist das bei dir so angeboren oder ist das geplant?
00:22:50: Ja, also ich muss sagen, dass wir viel gelacht haben daheim.
00:22:53: Ich habe noch einen Zwillingsbruder, also ich habe fünf Brüder und einen
00:22:57: Zwillingsbruder, mit dem ich sehr viel gelacht habe und sehr viele Erfahrungen,
00:23:02: gemeinsame Erfahrungen auch auf musikalischer Ebene, gemacht haben.
00:23:05: Er ist auch Musiker und Manager ebenso.
00:23:08: Und ich glaube, dass gerade auch im Kontext mit Musik,
00:23:14: im Kontext auch Menschen für Musik zu begeistern, da der Humor eine ganz große
00:23:20: Rolle spielt, dass man sich auch mal ein bisschen vielleicht auch
00:23:23: über sich mal lustig machen kann, auch mal über die Situation, wenn mal was nicht so
00:23:29: gelingt, dass man da auch ein bisschen schmunzeln kann.
00:23:31: Und vor allen Dingen, was ich sehr wichtig finde, wenn wir mit jungen Menschen
00:23:36: musizieren, es darf auch mal was passieren.
00:23:39: Es ist auch mal wichtig, etwas so zu lassen, wie es war, ohne dass
00:23:46: man da jetzt gleich irgendwie ein Drama draus macht.
00:23:49: Es gibt viele, viele Menschen, die auch sehr, sehr viel Erfahrung haben in
00:23:56: klassischer Musik und mit Salzburger Festspielen etc.
00:23:59: und so fort.
00:23:59: Die lieben es auch mal, an einer Aufführung teilzuhaben, wo mal
00:24:04: vielleicht etwas auch passieren kann.
00:24:07: Und das Interessante dabei ist, wenn uns das gelingt, dass wir auch mal Fehler
00:24:12: möglich machen können oder dass es eben auch erlaubt ist, dann ist es fast so,
00:24:17: dass es da kaum Schwierigkeiten gibt und auch ganz wenig passiert, weil da die
00:24:23: Bereitschaft da ist, wirklich das Ganze zu geben und in einer Offenheit, auch in
00:24:28: einem Risiko auch hineinzugehen, auch viel größer ist.
00:24:32: Und wenn mal was passiert, dann wird geschmunzelt oder dann geht es weiter.
00:24:36: Und es passiert dann immer wieder, dass es wieder unglaubliche Momente im Konzert
00:24:42: gibt, wo man sagt: Mensch, das war ja wirklich ein Gipfel der Tonkunst
00:24:45: und es war wirklich sagenhaft.
00:24:47: Ja, also das ist ein wunderschönes, fast schon Abschlusswort, aber so schnell lasse
00:24:52: ich dich jetzt noch nicht gehen, David.
00:24:53: Übrigens habe ich das vorher falsch verstanden.
00:24:55: Du hast ja fünf Brüder, also wären das die Hummel Six sozusagen (lacht),
00:25:00: wenn ihr ein Ensemble bilden würdet.
00:25:03: Genau, das wäre doch schön.
00:25:05: Habt ihr denn alle sechs dann schon mal zusammen gesungen?
00:25:08: Wir haben zusammen auch gesungen und musiziert.
00:25:11: Da gab es hauptsächlich immer ein Konzert, auch in einem Krankenhaus.
00:25:16: Und legendär war immer die Umrahmung der Christmette mit der Familie
00:25:21: Hummel bei uns in Würzburg.
00:25:23: Ich bin gebürtig aus Würzburg und da gibt es eben eine Pfarrgemeinde, wo wir im
00:25:28: Steinbachtal auch regelmäßig immer aufgetreten sind.
00:25:32: Also legendär.
00:25:33: Die Christmette begleitet von der Familie Hummel.
00:25:37: Vielleicht gibt es da auch mal eine kleine Plakette in der Kirche,
00:25:40: wir wissen es nicht.
00:25:41: Wir werden es vielleicht bald von David erfahren.
00:25:45: Was sind denn so deine nächsten Projekte?
00:25:49: Bella Musica sicherlich, aber was gibt es noch als „Next big thing" sozusagen?
00:25:54: Ja, was mich besonders freut, ist, dass ich eine Einladung bekommen habe, mit
00:26:00: Bella Musica im Bundeskanzleramt in Österreich, in Wien, aufzutreten.
00:26:04: Das findet am 4.
00:26:05: November statt.
00:26:06: Und besonders freut mich ein Auftritt in der Felsenreitschule, also in den heiligen
00:26:12: Hallen der Salzburger Festspielhäuser.
00:26:14: Dort gibt es einen Empfang und ein Konzert zu Neujahr am 8.1, einen Neujahrsempfang,
00:26:22: wo wir auch uns präsentieren dürfen.
00:26:25: Das ist natürlich eine großartige Geschichte, vor allen Dingen für junge
00:26:29: Menschen, die ja auch nicht nur aus Salzburg kommen, sondern auch europaweit.
00:26:34: Wir werden auch eine italienische Solistin dort hören und möchte wirklich sagen, dass
00:26:41: das mir auch sehr am Herzen liegt, die jungen Menschen zu fördern.
00:26:46: Ich selber habe natürlich auch Projekte als Komponist, die dann
00:26:50: in der Zukunft liegen.
00:26:53: Ich plane da ein interdisziplinäres Projekt mit der menschlichen Stimme und
00:26:58: auch mit Naturtönen, mit Obertönen und Raumklang, das
00:27:02: ist auch ein spannendes Projekt.
00:27:05: Mhm, klingt spannend, ja.
00:27:07: Und ich glaube und ich freue mich natürlich auch sehr auf den nächsten
00:27:09: Sommer mit Bella Musica, dass wir gerade in der Hauptstadt von
00:27:13: Italien, in Rom, tolle Projekte machen werden.
00:27:16: Ich darf noch nicht so viel verraten, aber ich glaube, dass das sehr, sehr spannend
00:27:21: werden wird und ich werde da sicherlich auch über verschiedene
00:27:24: Kanäle dann auch berichten.
00:27:26: Also erst mal Gratulation, lieber David.
00:27:29: Das ist ja großartig, beim Bundeskanzler und dann auch in den heiligen Hallen der
00:27:35: Salzburger Festspiele zu spielen, das ist schon mal eine Auszeichnung.
00:27:38: Gratulation dafür.
00:27:40: Und ich werde natürlich auch alle Informationen, die du mir gibst, in unsere
00:27:44: Shownotes packen, damit unsere Zuschauerinnen und Zuschauer da auch
00:27:49: noch weitere Informationen erhalten.
00:27:51: Ja, groß und stark und wunderbar war dieses Interview.
00:27:55: Ich danke dir ganz, ganz herzlich, David.
00:27:58: Stefan David Hummel war heute bei mir zu Gast, und wir haben über das Thema Musik,
00:28:03: Dirigieren, Führung, Kommunikation und natürlich auch professionell
00:28:09: auftreten geredet.
00:28:10: Vielen herzlichen Dank, David.
00:28:12: Ich danke auch, bis bald.
00:28:16: Vielleicht magst du jetzt ein persönliches Speaker-Coaching buchen.
00:28:22: Schau gern auf meiner Homepage rein.
00:28:24: Ich freue mich auf dich, deine Silvia B. Pitz.
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