#3 Dr. Martin Achatz: Welche PolitikerInnen sind super anspruchsvoll und wird sein Job bald von KI übernommen

Shownotes

Martin schreibt nicht nur Reden für bekannte Politiker aus dem bayerischen Landtag, auch für so manchen Firmenboss.

Er erzählt uns wie es ist, mit Politikern tagein tagaus zu arbeiten und weiß, welche Ansprüche seine AuftraggeberInnen an eine gut geschriebene Rede haben.

Außerdem geht’s bei Martin auch um die eigene Präsentation auf der Bühne als Musiker. Wird der Job von Martin vielleicht bald durch KI ersetzt? Auch darauf gibt es eine Antwort!

Shownotes:

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00:00:03: Herzlich willkommen zu "Professionell

00:00:06: auftreten", dein Podcast für die gelungene Präsentation.

00:00:10: Souverän, glaubwürdig und begeisternd

00:00:12: auftreten, deine Botschaft zielsicher anbringen.

00:00:15: Mit Leichtigkeit, Lampenfieber, kritische

00:00:18: Fragen und andere Stolpersteine überwinden, darum gehts.

00:00:23: Ich bin Silvia B.

00:00:25: Pitz und freue mich auf dich, herzlich willkommen.

00:00:31: Mein heutiger Gast ist ein echter

00:00:33: Niederbayer mit einem recht bunten und interessanten Hintergrund.

00:00:37: Er studierte Germanistik, Geschichte und

00:00:40: Kunstgeschichte, promovierte später zum Thema Multinationales Unternehmernetzwerk

00:00:45: der Rothschilds und ist nebenbei auch noch Musiker.

00:00:49: Er spielt Posaune, Horn und die Tuba,

00:00:51: sowohl im Bierzelt als auch bei Beerdigungen.

00:00:55: Außerdem ist er Hüttenwart auf der Gruttenhütte im Wilden Kaiser.

00:00:59: Wir haben uns aber in einem ganz anderen Zusammenhang kennengelernt, nämlich im

00:01:03: Verband der Redenschreiber deutscher Sprache.

00:01:06: Dr.

00:01:07: Martin Achatz ist hier nämlich sehr engagiert.

00:01:10: Hauptberuflich ist er seit zehn Jahren im Staatsdienst in Bayern und – und jetzt

00:01:14: kommt es – Redenschreiber für etliche Staatsministerinnen und Staatsminister.

00:01:19: Natürlich stellt sich da die Frage:

00:01:21: Brauchen wir in Zeiten von KI und ChatGPT überhaupt noch Redenschreiber?

00:01:25: Darüber und über vieles Weiteres werden wir jetzt gleich sprechen mit Dr.

00:01:29: Martin Achatz. Aber erst einmal der Reihe nach.

00:01:31: Herzlich willkommen, Martin.

00:01:32: Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, ins Studio zu kommen.

00:01:36: Ja, gerne, freut mich. Du hast einen interessanten Lebenslauf.

00:01:38: Du hast mir ein paar Sachen, ein paar Ausschnitte geschickt.

00:01:41: Wie kam es denn dazu, überhaupt von

00:01:43: Germanistikstudien und vom Lehramt in die Rolle des Redenschreibers zu kommen?

00:01:50: Ich muss sagen, das war gar keine so

00:01:52: Entscheidung in der Sache, sondern ich war damals in Landshut Lehrer, habe den Job

00:01:56: auch sehr gerne gemacht, war in einer beruflichen Oberschule.

00:01:59: Und dann kam in meiner damaligen Beziehung

00:02:02: der Punkt, wo wir gesagt haben, wir wollen nach München gehen.

00:02:05: So, München, die große weite Welt, von Landshut aus gesehen.

00:02:08: Im Lehramt ist das ein bisschen schwierig, da eine Versetzungsstelle zu ergattern und

00:02:12: darum habe ich mich in einem Pool umgesehen, den das Kultusministerium

00:02:15: ausschreibt mit Stellen, was ein Lehrer sonst noch so alles machen könnte.

00:02:19: Und da war man offensichtlich der Ansicht,

00:02:21: ein Germanist, der kann auch ganz gut Reden schreiben.

00:02:24: Und dann habe ich eine Anstellung am

00:02:25: Bayerischen Wirtschaftsministerium gekriegt.

00:02:27: Bravo.

00:02:27: Ja, das ist ja ein riesen Karrieresprung, könnte man sagen, genau.

00:02:32: Was macht denn so einen Redenschreiber eigentlich aus?

00:02:35: Also wie wird man ein Redenschreiber?

00:02:37: Haben die gesagt, jetzt hier, der

00:02:39: Martin Achatz hat die Voraussetzungen dafür und kann, wie du gerade gesagt hast,

00:02:45: kann genauso gut auch Reden schreiben oder wie ging das dann?

00:02:47: Musstest du dich beweisen?

00:02:48: Musstest du eine Prüfung machen oder wie ist das gelaufen?

00:02:52: Ich glaube, das ist mit das Interessanteste an diesem Job, dass es

00:02:55: keinen regulären oder keinen richtigen Weg gibt in dieses Berufsbild.

00:03:00: Man kann nicht auf Redenschreiber studieren oder so.

00:03:04: Ich denke, viele von uns

00:03:05: kommen aus dem Journalismus oder haben einen anderen Hintergrund mit Sprache.

00:03:09: Bei mir war es eben so, Germanistikstudium, und dann, um konkret

00:03:14: diese Stelle zu bekommen, musste ich eine Musterrede schreiben.

00:03:17: Es wurde mir ein Termin genannt, ein fiktiver Termin, der damaligen Ministerin

00:03:22: und ich wurde dann im stillen Kämmerlein eine Stunde alleine gelassen und hatte

00:03:27: dann fünf Minuten Rede vorzulegen, die dann offensichtlich gut gepasst hat.

00:03:31: Super, bravo.

00:03:32: Das ist ja schon einige Zeit her jetzt, ja.

00:03:35: Ja.

00:03:35: Und was würdest du denn sagen, was macht denn eine gute Rede aus?

00:03:39: Ich meine, wir haben nicht so viel Zeit,

00:03:40: jetzt keine Stunde wahrscheinlich, aber da braucht es wahrscheinlich mehr.

00:03:43: Aber was wären so die Eckpunkte einer guten Rede?

00:03:48: Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass

00:03:50: es absolut das Wichtigste ist, sich das Publikum vorzustellen.

00:03:54: Das ist auch für den Redner das Wichtigste.

00:03:56: Er muss ja zu seinem Publikum sprechen.

00:03:58: Und darum gebe ich auch immer den Hinweis:

00:04:00: Überlegen Sie sich ganz gut, wer sitzt da vor Ihnen?

00:04:03: Sie müssen Erwartungen bedienen.

00:04:05: Sie müssen ein inneres Kopfnicken bedienen.

00:04:07: Nicht im manipulativen Sinn, sondern einfach auch über die Inhalte.

00:04:10: Es ist ganz wichtig, dass die Leute sich angesprochen fühlen, dass die Leute sich

00:04:14: abgeholt fühlen und nicht, dass da jemand mit einer

00:04:16: eigenen Agenda kommt und den Leuten sagt, wo es langgeht.

00:04:21: Also das wäre immer mein wichtigster Rat an den Redner, zum Publikum sprechen.

00:04:26: Mhm, okay. Da passt auch der alte Satz, den ich immer

00:04:28: sage als Speaker Coach: Wer spricht zu wem, über was, mit welchem Ziel?

00:04:34: Absolut.

00:04:34: Wer ist dein Publikum und was muss man da noch bedenken?

00:04:38: Was muss man da noch bedenken?

00:04:40: Sagst du sehr richtig.

00:04:41: Und ein Punkt, der auch oft von vielen Rednerinnen und Rednern vergessen wird:

00:04:45: Sie haben dem Publikum auch zu danken für ganz viele Dinge.

00:04:49: Das läuft immer so unter rhetorischen

00:04:52: Standards, aber die Leute brauchen das einfach, weil man weiß ja selber, wenn man

00:04:56: Veranstaltungen organisiert, was da alles dahinter steckt.

00:05:00: Oder wenn Prozesse, gerade im Politischen,

00:05:03: teilweise mit Fördergeldern verbunden sind oder jahrelang laufen, dann haben ja Leute

00:05:06: wirklich ihre Energie, ihr Herzblut reingesteckt

00:05:09: und denen schuldet man als Rednerin oder Redner einfach auch Dank an der Stelle.

00:05:12: Das ist die Gelegenheit, um eben

00:05:14: Dankeschön zu sagen, Vergelts Gott zu sagen für die geleistete Arbeit.

00:05:17: Und das sollte dann auch ehrlich rüberkommen und nicht nur als Floskel.

00:05:21: Absolut. Was kannst du denn da spontan unseren

00:05:25: Zuschauerinnen und Zuschauern mitgeben, wenn man- also gerade beim Thema Dank, ja.

00:05:29: Am Schluss sagen ja viele Rednerinnen und Redner: „Vielen Dank, dass Sie da waren",

00:05:33: oder „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit".

00:05:35: Das ist ein bisschen platt, würde ich sagen.

00:05:36: Was gibt es denn da Besseres?

00:05:40: Man kann zum Beispiel mit dem Dank einsteigen.

00:05:42: Das finde ich eine gute Idee.

00:05:44: Man kann so eine Mischung machen aus Begrüßung, Dank.

00:05:47: Also gleich, wenn man die Leute begrüßt,

00:05:48: wenn man zu denen Hallo sagt, gleich den Dank einbinden.

00:05:53: Okay, ja. Kommt immer ganz gut an.

00:05:54: Und ich glaube, es ist auch wichtig, dass

00:05:56: man den Dank dann auch so ausdrückt, dass man das wieder

00:06:01: zielgruppen-, also publikumsorientiert macht, dass man es eben nicht so pauschal

00:06:04: macht, sondern wirklich auf das jeweilige Publikum dann auch zugeschnitten.

00:06:08: Absolut, ja. Okay.

00:06:10: Ich glaube, da sind wir schon auf dem richtigen Weg, genau, Martin, was wir

00:06:13: jetzt gesagt haben, mit Dank am Anfang, am Ende.

00:06:16: Man soll das aber zielgruppenorientiert eben einbauen.

00:06:19: Und du hast ja jetzt auch viel mit Ministerinnen, mit Ministern zu tun.

00:06:25: Darfst denen auch Reden schreiben, auch

00:06:26: übrigens im univers- nicht im universitären, aber im Unternehmerbereich.

00:06:31: Unternehmerinnen und Unternehmer schreiben

00:06:33: ja auch manchmal- oder müssen reden halten und buchen dich dann oder Kollegen.

00:06:39: Welche Anforderungen haben denn deine

00:06:42: Auftraggeberinnen und Auftraggeber an die Rede?

00:06:45: Man kann ganz allgemein sagen, Zuverlässigkeit und Konstanz.

00:06:48: Alle Leute, für die ich geschrieben habe

00:06:50: oder schreibe, haben einen wahnsinnig dichten Terminkalender.

00:06:54: Und es kann der Fall eintreten, dass wirklich in dem Moment, in dem die aus dem

00:06:58: Auto steigen und auf die Bühne gehen, die Rede hervorgezogen wird aus der Mappe und

00:07:04: dann muss das einfach passen, das muss sitzen.

00:07:07: Das ist, glaube ich, die wichtigste

00:07:08: Anforderung, die man als Redenschreiber zu erfüllen hat.

00:07:11: Man muss immer einen Redeentwurf erstellen, der auf

00:07:15: die Situation passt und der auch kurzfristig zur Information

00:07:19: einfach einen guten Überblick über den Termin gibt, einen guten Überblick darüber

00:07:22: gibt, wer da Anteil hatte an dem Projekt, welche Fördergelder drinstecken.

00:07:27: Ich sage immer, eine gute Rede ist

00:07:28: gleichzeitig auch eine qualifizierte Terminvorbereitung.

00:07:31: Die kann einen ganzen Vermerk, die kann eine ganze Mappe ersetzen.

00:07:34: Da muss einfach alles drin sein, Zahlen,

00:07:36: Daten, Fakten, die zu diesem Termin gut passen.

00:07:38: Und das Ganze natürlich dann aufgeladen mit der gewissen Prise an Emotionen.

00:07:43: Genau, ja.

00:07:43: Und das finde ich nämlich gar nicht so leicht, weil ich glaube, es geht uns allen

00:07:48: ja so, wenn wir selber Präsentationen halten, die nicht von uns selber gestaltet

00:07:52: worden sind, dann muss man sich da schon reinfuchsen und so den Sprech, den man

00:07:58: selber im Prinzip hat, dann da drauflegen, dass es das eigene wird.

00:08:03: Wie machst du denn das?

00:08:04: Also du musst ja dann deine Kundinnen und Kunden gut kennen, damit du deren

00:08:08: Sprechweise oder deren Art der Ausdrucksweise auch schaffst.

00:08:12: Absolut.

00:08:13: Ja, sonst wird das schwierig für denjenigen oder für diejenige.

00:08:16: Wenn ich mir vorstelle, ich komme jetzt zu

00:08:18: einem Termin und muss dann direkt die Rede rausziehen und muss sie dann sprechen.

00:08:21: Das muss ja dann wirklich passen.

00:08:23: Absolut, das ist das Allerwichtigste.

00:08:25: Also man darf als Redenschreiber-

00:08:27: man muss seine eigene Identität, seine die eigene Sprechweise vollkommen unterordnen

00:08:31: oder zurückstellen, hinter die Sprechweise des Auftraggebers oder der Auftraggeberin.

00:08:36: Das ist das ganz zentrale Motiv.

00:08:37: Ja, das kann ich mir vorstellen, aber dann

00:08:39: musst du ja im Prinzip auch vorher schon eine Weile mit dieser Person verbracht

00:08:44: haben oder wirklich einen guten Fragenkatalog haben.

00:08:47: Oder musst du die Person gut kennen, damit

00:08:49: du in der Lage bist da, für diese Person eine gute Rede zu schreiben, oder?

00:08:54: So ist es tatsächlich, ja.

00:08:55: Also man ist ja in erster Linie Dienstleister als Redenschreiber, das

00:08:58: fassen aber viele Auftraggeberinnen, Auftraggeber, so auf, dass sie sagen:

00:09:01: „Ach, ich schicke Ihnen ein Briefing und dann wird das schon irgendwie laufen.

00:09:03: Dann wissen Sie, was Sie in die Rede reinzuschreiben haben.

00:09:05: " Ich habe den umgekehrten Ansatz.

00:09:08: Ich sage: „Wir müssen mindestens eine halbe Stunde vorher miteinander sprechen.

00:09:10: " Anders geht es nicht.

00:09:12: Und das habe ich bei den meisten Auftraggeberinnen und Auftraggebern

00:09:15: auch geschafft, beim Erstgespräch, beim ersten Auftrag.

00:09:19: Und noch wichtiger ist es dann, dass man auch wirklich den Prozess begleitet,

00:09:23: dass man mitgeht, dass man sich die Rede anhört.

00:09:25: Im Idealfall nicht nur eine, sondern mehrere Reden.

00:09:28: Vielleicht gibt es auch was, dass die mal im öffentlichen Raum gesprochen haben,

00:09:30: dass es mitgeschnitten worden ist, dass man bei YouTube was findet.

00:09:33: Und dann ist es wirklich ein Reinversetzen

00:09:35: in die Rolle, ein Reinversetzen in die andere Person, die da auf der Bühne steht.

00:09:39: Das ist das ganz zentrale Motiv.

00:09:42: Also ich kann nicht für mich selber

00:09:44: bestimmen, das wäre jetzt die ideale Rede, die ich so halten würde.

00:09:47: Da kann der Kunde nichts mit anfangen. Ja, genau.

00:09:51: Ja, ja, und das, finde ich, ist auch eine

00:09:54: Gabe, die ein Redenschreiber haben muss, dass er seine Persönlichkeit zurückstellt

00:09:59: und wirklich, wie du sagst, in der Sprechweise das andere dann auch schreibt.

00:10:02: Das ist schon- wie lange hat das gedauert

00:10:04: bei dir oder hast du das so von Anfang an gekonnt?

00:10:08: Ich darf dir sagen, dass ich in der Schule

00:10:09: schon sehr gut meine Lehrer nachmachen konnte.

00:10:12: Okay, super.

00:10:14: Un das ist- nein,

00:10:15: ganz ernst, das, glaube ich, ist eine wichtige Voraussetzung,

00:10:18: dass man einfach die Empathie mitbringt, dass man ein bisschen auch das Talent

00:10:21: mitbringt, die Beobachtungsgabe oder das gute Hinhören, wie jemand spricht, wie

00:10:26: jemand auftritt, und dann kann man für den auch gut Reden schreiben.

00:10:29: Ja, das klingt jetzt alles so einfach, so aus dem Ärmel geschüttelt.

00:10:33: Ich glaube, das ist schon eine Stärke, die jemand haben muss.

00:10:35: Und du bist ja jetzt auch zum Beispiel im, gerade aktuell, im Bereich des

00:10:41: Ministeriums Wohnen, Bau und Verkehr und bist da auch für Bildungskompetenz und

00:10:46: Gesundheitsmanagement zuständig, dass ich das auch richtig sage.

00:10:48: Deswegen muss ich es ablesen.

00:10:50: Und ich glaube, ich

00:10:52: kann mir vorstellen, das ist eine riesen Herausforderung, tatsächlich

00:10:55: fachlich genau auf dem Punkt die Dinge zu treffen und dann auch noch,

00:11:00: wie du schon gesagt hast, das auf die Person hinschreiben.

00:11:04: Wie schaffst du das denn, dass du wirklich fachlich auch tief im Thema drin bist?

00:11:08: Und es reicht ja nicht nur, das Briefing

00:11:10: zu lesen, sondern du musst ja wirklich tief dann unter Umständen einsteigen.

00:11:15: Da hast du vollkommen recht, aber da kann

00:11:16: ich Entwarnung geben, auch für Menschen, die vielleicht in dieses Berufsbild

00:11:20: „Redenschreiberin, „Redenschreiber streben.

00:11:21: Man bekommt in allererster Linie so eine qualifizierte Zulieferung wirklich von

00:11:26: Fachleuten, die im Unternehmen oder in der Behörde tätig sind, dass man sich voll

00:11:30: ganz auf seine eigene Aufgabe konzentrieren kann.

00:11:32: Ich werde auch oft gefragt: „Du musst ja

00:11:34: dann wahnsinnig viel recherchieren und musst dich in die Themen rein fuchsen.

00:11:37: Ja, muss ich schon, aber die Grundlage

00:11:40: meiner Recherche ist immer eine qualifizierte Zulieferung.

00:11:44: Wenn ich

00:11:45: beispielsweise eine Einweihungsrede schreibe für

00:11:49: ein Gebäude im staatlichen Hochbau, dann bekomme ich von den Architektinnen

00:11:53: und Architekten, die daran gearbeitet haben, von den Ingenieuren, eine

00:11:57: qualifizierte Zulieferung, aus der alles hervorgeht.

00:11:59: Dann schreibe ich meine Rede, stimme das noch mal mit denen ab,

00:12:03: werde natürlich dann von denen auch noch mal ein bisschen

00:12:06: belehrt oder aufgeschlaut, wenn die sagen: „Mensch, das

00:12:08: ist zwar ein schöner Satz, rhetorisch betrachtet, aber inhaltlich sind wir da

00:12:11: jetzt ein bisschen weit von dem weg, was technisch da tatsächlich geboten ist.

00:12:15: In diesem Abstimmungsprozess, in diesem

00:12:17: Spannungsfeld bewegt sich dann die Erstellung der Rede.

00:12:19: Okay.

00:12:21: Wie lang dauert denn dann so eine-

00:12:23: durchschnittliche kann man gar nicht sagen, weil es wahrscheinlich immer wieder

00:12:26: was Neues ist, aber wie lang sitzt du denn da an so einer Rede dran, wenn die jetzt

00:12:29: mal sagen wir mal- ja, gut, es kommt auf die Länge natürlich an einer Rede, ja.

00:12:33: Was würdest du sagen? Absolut, ja.

00:12:35: Also bei längeren Reden muss man natürlich

00:12:38: erst mal ein bisschen Zeit investieren in die Konzeption, in den Aufbau.

00:12:41: Da kann ich nicht einfach mich hinsetzen und losschreiben, sondern da muss ich

00:12:44: wissen, bei Minute 5 kommt das, bei Minute 10 komme ich auf den Punkt und

00:12:48: dann habe ich noch 5 oder 10 Minuten für den Schluss oder so.

00:12:51: Die muss ich richtig konzipieren.

00:12:54: Auf der anderen Seite ist es so, wir rechnen, und das hat sich auch wirklich

00:12:58: bewährt, als Redenschreiberverband ja immer mit einer Stunde Aufwand

00:13:03: für 100 Wörter ist gleich eine Redeminute, das ist so die Faustregel.

00:13:08: Okay, dann gibt es also doch eine mathematische Form.

00:13:10: Ja, es gibt eine mathematische Form, ja. Hätte ich mir doch gedacht, ja.

00:13:13: Das ist so wie die Journalistinnen und

00:13:14: Journalisten nach Zeichen oder nach Zeilen dann letzten Endes abrechnen, so rechnen

00:13:19: wir in Redeminuten und das hat sich auch ganz gut bewährt.

00:13:22: Und sag die noch mal, für uns zum mitschreiben.

00:13:26: 100 Wörter ist gleich eine Redeminute, gehaltene Rede, ist gleich ungefähr eine

00:13:32: Stunde Aufwand für den Redenschreiber, zeitlicher Aufwand.

00:13:35: Aber Recherche und alles, Vorbereitung, schon alles außen vor.

00:13:38: Ist schon dabei, reine Schreibzeit. Ja, okay, verstanden.

00:13:41: Weil man feilt ja dann auch, weißt? Ja, ja.

00:13:43: Also man schreibt das ja nicht hin und

00:13:44: dann liest man es durch und sagt: „Hey, wow, super.

00:13:46: " Oder vielleicht gibt es Kolleginnen und

00:13:48: Kollegen, die das Talent haben, aber ich bin dann schon jemand, der dann

00:13:51: auch noch mal Sätze umstellt und der dann einfach schaut, dass es- man muss sich es

00:13:54: auch wirklich noch mal selber vorsagen, das ist auch ganz wichtig.

00:13:57: Man muss das selber mal gesprochen haben, um überhaupt zu merken, hat der Satz

00:14:01: Stolperstellen oder ist der vielleicht dann am Ende doch zu lang?

00:14:04: Vielleicht muss ich zwei Sätze daraus machen.

00:14:06: Also das ist schon alles auch noch mal zeitlicher Aufwand, der da reinfließt.

00:14:09: Ja, absolut. Das ist auch das, was ich meinen

00:14:11: Kolleginnen, Kollegen oder beziehungsweise meinen Coaches immer sage, dass man die

00:14:15: Rede laut üben muss tatsächlich, ein paar Mal, und dann

00:14:20: merkt man überhaupt erst, wo gibt es denn da eben Stolperstellen oder wo passt es

00:14:24: nicht so in meinen Sprachgebrauch und dann kann man das auch umstellen.

00:14:28: Ja, du hast völlig recht, weil das merkt man ja dann sehr schnell.

00:14:31: Es sind ja Stellen, über die man immer wieder stolpert und man merkt, das passt

00:14:34: jetzt einfach gerade nicht zu mir oder das passt jetzt nicht in den Sprachfluss rein.

00:14:37: Ja, ganz genau.

00:14:38: Jetzt hast du ja mit sehr prominenten Politikerinnen und Politikern gearbeitet,

00:14:42: mit der Ilse Aigner zum Beispiel oder mit dem Klaus Holetschek.

00:14:47: Ich würde natürlich gerne mal ein bisschen

00:14:49: was aus dem Nähkästchen hören von dir, lieber Martin.

00:14:55: Was würdest du denn sagen, wie anspruchsvoll sind die beiden denn?

00:15:00: Also sagen wir mal, auf einem Ranking von

00:15:02: 1 bis 10, wobei 10 wäre super, super anspruchsvoll, also die Oscar-Laudatio zum

00:15:09: Beispiel, und 1 wäre halt, ja, passt schon.

00:15:13: Schreib mal was.

00:15:14: Die sind zu Recht, wirklich zu Recht, sehr anspruchsvoll.

00:15:17: Also ich habe, seit ich in der Branche arbeite, großen

00:15:20: Respekt vor der Arbeit von Politikerinnen und Politikern.

00:15:23: Ich finde es absolut ungerechtfertigt, wenn diese Arbeit manchmal infrage

00:15:26: gestellt wird oder wenn da der Eindruck erweckt wird, die wären

00:15:30: irgendwie faul oder würden nichts auf die Reihe kriegen.

00:15:32: Und ich kann dir nur sagen, die Terminkalender sind so dicht gedrängt,

00:15:37: dass die wirklich für jeden Termin eine absolut einwandfreie Rede verdienen.

00:15:41: Also das ist meine Perspektive als

00:15:43: Dienstleister, auch auf die Arbeit meiner Auftraggeberinnen, Auftraggeber.

00:15:48: Wenn du mich fragst, aus dem Nähkästchen

00:15:49: geplaudert, Ilse Aigner war die beste Chefin, die ich je hatte.

00:15:52: Sie war zu Recht sehr anspruchsvoll, weil

00:15:55: sie ist stellvertretende Ministerpräsidentin.

00:15:57: Zu der Zeit war bayerische

00:15:59: Wirtschaftsministerin in schwierigen Zeiten.

00:16:01: Energiewende war damals ein ganz großes

00:16:02: Thema und ich habe sehr gern mit ihr zusammengearbeitet.

00:16:07: Auch wirklich eine charismatische, eine humorvolle Frau.

00:16:11: Gleiches gilt für den Klaus Holetschek.

00:16:14: In der Sache völlig klar, aber auch

00:16:17: mit einem guten, etwas hintergründigen Humor ausgestattet.

00:16:20: Ich kann dir eine kleine Anekdote erzählen.

00:16:22: Ich hatte damals in meinem Büro so eine Grafik an der

00:16:26: Pinnwand hängen, wo ein Mann im Anzug einen

00:16:30: Stein den Berg hochgerollt hat und dann war so kennenlernen auf dem Gang mit dem

00:16:35: damals neuen Staatssekretär Klaus Holetschek in unserem Ministerium.

00:16:38: Und dann ist er reingekommen und hat

00:16:39: gleich so gesagt: „Ah ja, Sisyphos, das passt gut.

00:16:42: Er hat den Witz sofort verstanden, ja.

00:16:44: Ja, ja, genau, ja, das käme mir jetzt auch in den Sinn, genau, die Sisyhops-Arbeit.

00:16:49: Ja, genau, absolut.

00:16:50: Ja, schön.

00:16:51: Aber er hat es auch nicht krumm genommen.

00:16:53: Man könnte es ja irgendwie ein bisschen

00:16:55: defätistisch auffassen, aber der wusste schon, wie die Sache läuft.

00:16:59: Okay. Ja, sehr gut.

00:17:00: Tägliches Neubeginnen und hochrollen mit ungewissem Ausgang.

00:17:05: Ja, genau.

00:17:06: Also ich will auch nicht tauschen mit einem der Menschen, die dort

00:17:10: in der politischen Verantwortung sind, weder auf Landes- noch auf Bundesebene.

00:17:14: Ich finde, das

00:17:15: ist echt Schwerstarbeit wahrscheinlich, aber natürlich kann man da leicht

00:17:19: kritisiert werden, wie jeder Bundestrainer auch oder jeder Fußballtrainer.

00:17:22: Jeder, der in der Öffentlichkeit steht. Jeder, der da steht.

00:17:24: Also ich will echt nicht tauschen mit denen.

00:17:26: Aber jetzt in deiner Arbeit bekommst du ja

00:17:28: sehr viel mit auch von der Landespolitik hier in Bayern.

00:17:31: Was würdest du denn sagen, wie steht denn Bayern da so generell?

00:17:35: Ich denke, wir stehen sehr gut da.

00:17:37: Wir haben nach wie vor sehr stabile politische Verhältnisse.

00:17:40: Wir haben eine starke Mitte, wenn wir uns das Parteienspektrum so ansehen.

00:17:44: Also selbst die Oppositionsparteien stehen absolut auf demokratischem Boden.

00:17:49: Wir haben diese gewisse eine Partei, die

00:17:51: eben auch den Sprung in den Landtag regelmäßig schafft.

00:17:54: Die, glaube ich, können wir aber ganz gut in Schach halten.

00:17:57: Und ich denke, wir haben ein gutes, ein produktives politisches Klima in Bayern.

00:18:02: Ja. Wie ist es denn dann als

00:18:05: Redenschreiber, von der Ethik her, nicht nur in der Politik, meine ich das, sondern

00:18:09: auch wenn du jetzt privat, auch das darfst du ja auch, du darfst ja auch Reden

00:18:14: annehmen oder andere Aufträge annehmen, so gehe ich mal davon aus.

00:18:18: Wenn du jetzt sagst, du musst jetzt für jemanden eine Rede schreiben, wo du sagst,

00:18:21: ethisch stehe ich da gar nicht so ganz dahinter, sagst du das dann ab oder

00:18:26: würdest du dann- oder bei einer Person, wo du sagst, zum Beispiel: „Finde ich jetzt

00:18:31: nicht so, was die Person da zum Beispiel macht.

00:18:34: " Ich weiß jetzt kein Beispiel, aber wie gehst du damit um?

00:18:39: Das ist, denke ich, jedem, der in dieser Branche arbeitet, selber überlassen.

00:18:43: Man steht ja nicht mit seinem Namen dahinter.

00:18:44: Man muss im Zweifelsfall wissen, das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass

00:18:47: ich einem Menschen, den ich nicht mag, ganz platt gesagt, oder

00:18:51: dessen Ansicht ich nicht teile, einen guten Auftritt verschaffe.

00:18:54: Das ist das Schlimmste, was dabei rauskommen kann.

00:18:55: So gesehen, ja. So gesehen.

00:18:57: Ja, ja, genau.

00:18:57: Ich hatte eine Zeit lang mal einen Kunden, wo sich dann herausgestellt hat, dass der

00:19:03: sehr eng auch mit der politischen Ebene verzahnt war.

00:19:06: Das war ein Privatkunde

00:19:08: und da wohl auch die eine oder andere Geschichte angeschoben hat, wo ich im

00:19:11: Nachhinein sage, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich

00:19:14: wahrscheinlich dagegen entschieden, diese Rede anzunehmen.

00:19:16: Aber das war bisher so das

00:19:18: Schlimmste, wozu ich meinen Beitrag geleistet habe, unwissentlich.

00:19:23: Ansonsten hatte ich nur Auftraggeberinnen

00:19:25: und Auftraggeber, wo ich der Meinung war, das ist absolut unterstützentswert.

00:19:30: Auf der anderen Seite kann ich dir sagen,

00:19:32: im Rahmen einer Festanstellung stellt sich diese Frage nicht.

00:19:35: Ja, ist klar, genau.

00:19:36: Also kommt der Termin auf den Tisch und dann wird halt geschrieben.

00:19:39: Man kann das ja unverblümt sagen, dass

00:19:43: in Bayern oder Teil der bayerischen Wirtschaft sind auch Rüstungsindustrie,

00:19:47: zum Beispiel, solche Dinge, wo man sagt, da würde ich mir jetzt vielleicht als

00:19:50: Privatmann keine Aktie kaufen an einem Unternehmen.

00:19:53: Das entbindet einen nicht von der Pflicht, dann da auch einen Termin für den

00:19:56: Politiker bei so einem Unternehmen zu schreiben.

00:19:59: Klar, ja, du bist angestellt. Ja, genau.

00:20:01: Das ist schon klar.

00:20:02: Jetzt, wir Normalos eben, wir bekommen ja gar nicht so viel mit.

00:20:08: Jetzt hast du schon ein bisschen was erzählt vom politischen Betrieb.

00:20:10: Wie ist es denn generell so, außer dem,

00:20:12: was du jetzt schon erzählt hast, so tief politische Einblicke zu bekommen?

00:20:17: Wie geht es dir damit?

00:20:19: Ich fand das immer super interessant,

00:20:21: super spannend und es ist ein absolutes Privileg.

00:20:24: Man darf nur, denke ich, da als Angestellter oder jetzt in meinem Fall als

00:20:28: Beamter, man darf da nicht in den Höhenrausch verfallen.

00:20:32: Also die Politik machen immer noch die Politiker.

00:20:35: Wir als Beamtinnen, Beamte oder

00:20:36: Angestellte sind Dienstleister auf der Ebene.

00:20:39: Es ist ja Dienst am Freistaat, mehr oder weniger.

00:20:43: Und ich denke, die Gefahr ist, dass man vielleicht so ein bisschen abdriftet und

00:20:46: sich dann am Ende für zu wichtig hält, ob der ganzen vielen

00:20:50: schönen und auch interessanten Eindrücke, die man da so bekommt.

00:20:53: Ich denke, was ein absolutes Privileg war,

00:20:57: war während der Corona-Pandemie einfach immer am Puls der Zeit zu sein.

00:21:01: Das war super interessant.

00:21:02: Also jede Woche die Kabinettsitzung mit

00:21:04: vorbereiten für unser Ministerium, jede Woche dann den Rücklauf, den Nachlauf

00:21:08: aus der Kabinetsitzung quasi auf den Tisch zu bekommen.

00:21:11: Das war schon sehr, sehr spannend.

00:21:13: Also nicht, dass wir jetzt da einen

00:21:15: wahnsinnigen Wissensvorsprung gehabt hätten.

00:21:17: Also wir haben vom Lockdown genauso aus

00:21:19: den Medien erfahren, wie jetzt jeder Normalbürger.

00:21:21: Aber es war schon toll, da wirklich immer am Puls der Zeit zu sein.

00:21:26: Ja, spannend. Und ist es heute noch.

00:21:27: Ja, das denke ich mir. Ja, genau.

00:21:31: Jetzt bist du ja jemand, der Reden

00:21:33: schreibt, der quasi schon auch dann eine Verantwortung hat, was der oder die

00:21:38: Rednerin zu sagen hat oder dann auch sagt, ausdrückt.

00:21:41: Wie würdest du denn die gute Auftrittsqualität

00:21:47: neben dem Inhalt, für den du ja zuständig bist, wie würdest du das beurteilen?

00:21:52: Wie wichtig ist das für jemanden, nicht nur für einen Politiker, Politikerin,

00:21:55: sondern auch für eine Führungskraft, die da eine wichtige Rolle spielen will?

00:22:00: Ja, gut, das ist, denke ich, ein Wissen, das wir teilen.

00:22:03: Es gibt ja verschiedene Untersuchungen, dass manchmal die Auftrittsqualität fast

00:22:07: wichtiger ist in der Wahrnehmung des Publikums als der Inhalt des Gesagten.

00:22:11: Da gibt es ja diverse Studien dazu und ich halte das für absolut wichtig.

00:22:14: Ich muss auch ganz ehrlich sagen, es gibt Politikerinnen und Politiker oder auch für

00:22:19: die Unternehmer, die stellen das so ein bisschen hinten an, ja.

00:22:22: Die sagen: „Ich

00:22:24: will mich da jetzt nicht verstellen oder ich will da jetzt nicht irgendwie

00:22:28: performen oder was aus mir machen, was ich nicht bin.

00:22:30: " Und natürlich ist Authentizität wichtig.

00:22:33: Das ist eine zentrale Säule der Außenwahrnehmung.

00:22:35: Aber es heißt nicht, dass ich zum Beispiel nicht meine Stimme

00:22:39: mir schulen lassen darf, dass ich mir zum Beispiel nicht Tipps geben lassen darf.

00:22:43: Wie sehe ich aus?

00:22:45: Oder ich habe auch schon mal zu einer Politikerin, die ich länger begleitet

00:22:49: habe, mir dann wirklich ein Herz gefasst und habe gesagt:

00:22:52: „Es sieht nicht gut aus, wenn sie sich immer die Haare aus dem Gesicht tun.

00:22:55: Das lenkt ab von dem, was Sie in dem Moment sagen.

00:22:59: Und das, denke ich, ist schon- das darf

00:23:00: man sich als Redenschreiberin, Redenschreiber auch rausnehmen.

00:23:02: Oder man ist ja verantwortlich für den Auftritt, dass man auch so ein bisschen in

00:23:06: diese Coaching-Richtung sich dann auch entwickelt oder versucht

00:23:10: zumindest, diese Wahrnehmung, diese Brille aufzuhaben auf den, der da gerade spricht.

00:23:14: Ja, genau, absolut.

00:23:15: Oder du schickst die Damen und Herren zu

00:23:17: mir, wobei ich arbeite generell eher nicht mit Politikerinnen und Politikern.

00:23:21: Aus der Schiene will ich eigentlich gar-

00:23:24: oder in die Schiene will ich gar nicht reinkommen, genau.

00:23:26: Aber das ist wirklich so.

00:23:28: Und ich habe ja auch mit vielen Kunden den Kunden zu tun, die im

00:23:31: Führungskräftebereich sind oder im Management-Bereich.

00:23:34: Und auch da höre ich immer mal wieder

00:23:35: erstaunlicherweise: „Ich will mich nicht immer ins Rampenlicht stellen und so.

00:23:40: " Und ich sage aber: „Hey, wenn du es nicht tust, dann mach es ein anderer, und

00:23:43: vielleicht jemand, der nicht deine Meinung teilt.

00:23:44: Also zieh dich warm an, übe es und stell dich

00:23:49: hin, weil wir wollen nicht den Lautstarken und denjenigen, die Bühne

00:23:55: überlassen, die vielleicht eben nicht die besten Absichten haben.

00:23:59: " Deswegen sage ich- Da gebe ich dir recht.

00:24:01: Sage ich das genauso.

00:24:02: Also Leute, auch die Introvertierten zum

00:24:04: Beispiel, ja, die sollen sich auf die Bühne wagen.

00:24:06: Und mit einem guten Redenschreiber im

00:24:09: Hintergrund und mit einem guten Coach ist das alles geritzt, oder?

00:24:12: Hätte ich gesagt.

00:24:12: Absolut, ja, gebe ich dir recht, gebe ich dir recht.

00:24:14: Und das ist übrigens auch eine wichtige Eigenschaft von Politikerinnen und

00:24:19: Politikern, genauso wie Unternehmerinnen und Unternehmern.

00:24:21: Die sind manchmal wahnsinnig fleißig und das gehört auch dazu, dass man fleißig

00:24:26: ist und einfach diese Zähigkeit, diese Ausdauer hat.

00:24:28: Aber das bedeutet auf der anderen

00:24:29: Seite nicht, dass ich nicht derjenige sein darf, der sich als verantwortliche Person

00:24:33: dann eben auch sprichwörtlich ins Rampenlicht stellt.

00:24:35: Genau, absolut.

00:24:36: Und da ist ein guter Auftritt einfach Teil der Professionalität.

00:24:39: Ja, genau. Ja, so sehe ich das auch.

00:24:41: Jetzt gehen wir mal noch ein bisschen so auf den privaten Menschen, Martin, ein.

00:24:45: Du hast ja sehr viele Hobbys, Martin.

00:24:47: Genau, da lächelst du gleich.

00:24:49: Da kommt das strahlende Lachen da bei dir raus.

00:24:53: Du hast zum Beispiel Musizieren als Hobby.

00:24:57: Wie kam es denn dazu?

00:24:58: Bist du schon als Kind darauf gestoßen

00:24:59: worden oder im Unterricht oder wie kam es dazu?

00:25:03: Ja, das mit den vielen Hobbys, das dürfen jetzt die Arbeitgeber nicht hören.

00:25:06: Die müssen jetzt weghören.

00:25:07: Die denken sich dann: „Wie kann er sich-" nein, passt alles.

00:25:11: Also ich bin ganz- sprichwörtlich, gibt es ja in Bayern ja das schöne Sprichwort "Der

00:25:15: ist als Kind schon mit der Brezen in der Hand der Blaskapelle nachgelaufen.

00:25:17: " Also das war ich. Aha, okay.

00:25:20: Aber die Breze war in der Hand, ge?

00:25:21: Ja, und das war lustigerweise auch mit der

00:25:23: politischen Ebene damals schon verknüpft, weil der damalige bayerische

00:25:27: Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zu uns in die Gemeinde gekommen ist, weil

00:25:32: wir, glaube ich, vom Bauernverband irgendein Jubiläum hatten.

00:25:34: Und das war- in meiner Kindheit hat sich

00:25:36: jetzt da nicht so viel ereignet, das war schon so ein Highlight und da hat eben die

00:25:39: Blaskapelle gespielt und dann dachte ich mir: Möchte die auch mal machen.

00:25:43: Bravo, ja, super.

00:25:44: Und du spielst Posaune und auch die Tuba und das Horn, glaube ich.

00:25:51: Das Horn, ja. Da gibt es ja mehrere Hörner-

00:25:54: Ja, da gibt es mehrere Hörner, ja. -soweit ich da informiert bin, genau.

00:25:57: Aber die Tuba vor allen Dingen, da bist du neulich auch, als wir uns getroffen haben

00:26:00: in unserem Verein oder in unserem Verband, hast du ja auch die Tuba dabeigehabt,

00:26:06: glaube ich, genau, und bist dann auch losgezogen.

00:26:09: Und du spielst auch in drei festen Ensembles.

00:26:12: Die Gspusi-Musi heißt die eine. Ja.

00:26:14: Die andere heißt Münchner Altstadtmusikanten.

00:26:16: Ja.

00:26:16: Und die dritte heißt, das finde ich ganz besonders interessant, Volkspunk.

00:26:21: Ja. Ja.

00:26:21: Die spielen anscheinend unterschiedliche Richtungen.

00:26:24: Ja.

00:26:24: Also das ist- wir nennen es immer die Schicksalscombo.

00:26:27: Man kommt da rein durch Schicksal.

00:26:29: Also da muss irgendwas im Leben vorfallen.

00:26:31: Und bei mir war das eben eine Verkettung von wirklich ganz vielen Zufällen, dass

00:26:36: ich in diese Gruppe reingekommen bin und spiele da jetzt sehr gern mit.

00:26:41: Und ja, Volkspunk ist definitiv, glaube ich, was sehr Eigenständiges.

00:26:47: Es gibt auch ein bisschen eine Szene mittlerweile dazu für moderne Volksmusik,

00:26:51: eben für Leute, die, ja, jetzt in meinem Alter, nicht mehr ganz so jung,

00:26:56: aber das reicht auch wirklich runter bis zu den 20-Jährigen,

00:26:59: die gleichzeitig mit dieser Wiederentdeckung von Tracht und Dirndl,

00:27:03: diese Renaissance, die es seit den 90ern gibt, auch die Volksmusik ein bisschen aus

00:27:07: der Trachten-und Volkstanz-Ecke rausholen wollen und einfach mit ein paar

00:27:11: modernen Elementen versehen wollen, sodass das einfach eine Zukunft hat.

00:27:15: Okay, interessant. Ja, da gibt es ja einige Dinge.

00:27:19: Wo tretet ihr denn da auf eigentlich?

00:27:21: Wir spielen zum Beispiel- ein ganz großer

00:27:25: Treffpunkt ist die Alte Wiesn auf dem Oktoberfest 2023 zuletzt.

00:27:30: 2025 erst das nächste Mal.

00:27:32: 2024 muss es leider ausfallen wegen zentralem Landwirtschaftsfest.

00:27:36: Aber das hat sich mittlerweile zu einem

00:27:37: ganz fest etablierten Treffpunkt der modernen Volksmusikszene entwickelt.

00:27:43: Das ist das große Familientreffen.

00:27:46: Ansonsten, wie es der Name schon nahelegt,

00:27:48: gibt es gar nicht so die festen Auftrittsmöglichkeiten.

00:27:52: Wie soll man sagen?

00:27:54: Man ermächtigt sich ja dann auch zu spielen.

00:27:56: Also man entert auch mal ein Wirtshaus

00:27:58: oder einen Stammtisch und schaut da spontan vorbei.

00:28:01: Ja, nicht schlecht, genau.

00:28:02: Und da bietet sich München natürlich an. Total.

00:28:04: Absolut, ja. Ich hab auch- du bist verheiratet?

00:28:07: Ja.

00:28:08: Deine Frau spielt die auch mit oder singt die vielleicht sogar, oder?

00:28:12: Ja, also die Gspusi-Musi ist ein Trio,

00:28:15: bestehend aus mir und meiner Frau und noch einem Dritten.

00:28:18: Eigentlich sind wir technisch gesehen gar

00:28:19: keine Gspusis mehr, sondern mittlerweile verheiratet.

00:28:21: Okay, ah ja, genau. Gspusi-Musi, na klar.

00:28:24: Da macht meine Frau Gitarre und Gesang,

00:28:26: ich Tuba, und unser dritter Mann, der Klaus, an der

00:28:30: Steirischen Harmonika singt auch kräftig mit.

00:28:32: Super.

00:28:33: Jetzt muss ich doch mal hinkommen, wo ihr spielt.

00:28:36: Ich würde mich freuen.

00:28:37: Absolu- Absolutely, in Englisch, genau.

00:28:41: Ich glaube, dass die englisch sprechenden

00:28:43: Menschen da auch Geschmack dran finden, oder, wenn man so auf dem Oktoberfest

00:28:47: spielt oder in Bereichen, wo man in München ist, in Lokalen oder

00:28:55: Wirtschaften, wo die Amerikaner auch oder Touristen da sind.

00:28:59: Ich glaube, denen gefällt das auch gut wahrscheinlich, oder?

00:29:01: Ja, man wird da in der Regel sofort beklatscht, weil es einfach im

00:29:05: Klischeebild einfach noch mal so das Puzzlestück mehr ist.

00:29:09: Und gerade jetzt ich jetzt so, mit der

00:29:10: großen goldenen Tuba, das ist halt auch noch so dieser optische Effekt.

00:29:13: Da ist man dann auf ziemlich vielen Fotos

00:29:15: auch drauf, die dann den Weg in die ganze Welt finden wahrscheinlich, ja.

00:29:18: Ja, super.

00:29:19: Ja, ich habe es auch erwähnt eingangs,

00:29:23: dass du auch als ehrenamtlicher Hüttenwirt da unterwegs bist.

00:29:27: Wie kam denn das zustande, und was macht

00:29:30: denn eigentlich ein Hütten- nicht Wirt, sondern Wart, ein Hüttenwart, genau.

00:29:35: Ein Hüttenwart ist so was wie der Hausmeister für eine Berghütte.

00:29:39: Du kannst es dir so vorstellen, die- es ist in dem Fall eine Hütte mit über 100

00:29:43: Schlafplätzen und die gehört mit Mann und Maus dem

00:29:46: Bayerischen Alpenverein, ist aber an einen Wirt, den Hüttenwirt, verpachtet.

00:29:52: Der Hüttenwirt steht aber morgens sechs auf und fällt abends zehn tot ins Bett und

00:29:56: dazwischen tut er nichts anderes außer arbeiten.

00:29:58: Das heißt, wenn da mal eine Steckdose

00:30:00: kaputt ist oder irgendwie ein Fliegengitter in der Küche repariert

00:30:03: werden muss, dann braucht es jemanden, der sich um so was kümmert.

00:30:06: Und das bin in dem Fall ich.

00:30:08: Okay, wow. Super.

00:30:10: Und das ehrenamtlich, das loben wir

00:30:13: natürlich auch immer wieder, so was ehrenamtlich auch mal zu tun.

00:30:16: Auch in Bayern ist ja das Ehrenamt ganz wichtig.

00:30:20: Da könnte man an der Stelle auch schon mal

00:30:21: Danke sagen für die Menschen, die da ehrenamtlich arbeiten.

00:30:26: Hin und wieder mache ich das auch.

00:30:28: Ja, wie schön. Nicht regelmäßig, aber hin und wieder.

00:30:30: Und ich finde, es gibt so viele Menschen, die wirklich, wenn man die da trifft im

00:30:34: Ehrenamt, da sagst du: Wahnsinn, also was die Leute alles, so-

00:30:37: wie viel Zeit die investieren und wie viel Muße und auch Herzblut da reinstecken.

00:30:41: Das ist enorm, das ist wirklich enorm.

00:30:44: Also finde ich großartig.

00:30:45: Auf vielen verschiedenen Ebenen, ja.

00:30:47: Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich war

00:30:50: auch jemand, der lange Zeit nur profitiert hat von der ehrenamtlichen

00:30:53: Leistung von vielen, die jetzt gerade in den Bergen solche Tätigkeiten verrichten.

00:30:59: Habe also diese Hütteninfrastruktur als

00:31:01: Wanderer und Bergsteiger immer sehr gerne genutzt.

00:31:03: Und das war für mich dann auch die

00:31:05: Motivation, dass ich mir gedacht habe, ich möchte da wieder ein bisschen

00:31:07: was in den Kreislauf einspeisen, ein bisschen was zurückgeben.

00:31:10: Circular Economy, sozusagen, aber in anderer Weise.

00:31:13: Ja, genau, wenn das mehr täten, das wäre wunderbar.

00:31:16: Aber das ist ja nicht so- ja, man kann das machen, genau.

00:31:19: Also der Aufruf an euch da draußen auch,

00:31:21: mal was wieder zurückzuspeisen auch, in den Kreislauf, genau.

00:31:27: Spannender Kreislauf auch beim Unternehmensnetzwerk der Rothschilds.

00:31:31: Da hast du nämlich deine Promotion drüber geschrieben, Martin.

00:31:33: Wie kam es denn dazu?

00:31:34: Also was hat dich da interessiert?

00:31:35: Weil es ist ja ein bisschen mystisch.

00:31:37: Nicht mystisch, aber doch ein bisschen,

00:31:39: sagen wir mal, so etwas- viele Mythen ranken sich ja das Thema Rothschilds

00:31:45: und du hast da auch in London gelebt eine Zeit lang und hast vier Jahre lang daran

00:31:51: gearbeitet, nebenberuflich noch, aber nichtsdestotrotz.

00:31:54: Was hat dich denn daran fasziniert oder interessiert?

00:31:57: Genau der Punkt, den du gerade angesprochen hast, eingangs.

00:32:00: Also es gibt zu Rothschild ungefähr so viel verschwörungstheoretische Literatur

00:32:05: oder Boulevard-Literatur, kann man auch sagen, und halt leider nur so viel an

00:32:09: ernsthafter wissenschaftlicher Forschung, was unter anderem damit zu tun hat, dass

00:32:14: die Rothschilds ihr Familienarchiv bislang kaum geöffnet haben.

00:32:19: Und da gab es so einen großen Türöffner.

00:32:20: Das war Neil Ferguson, ein britischer Historiker,

00:32:24: der quasi den offiziellen Auftrag von der Familie erhalten hat, die

00:32:28: Familienbiografie über die letzten 200, 250 Jahre zu schreiben.

00:32:30: Und für den hat man das Archiv geöffnet.

00:32:33: Und wiederum mein Doktorvater hat bei Neil Ferguson promoviert und hatte dann quasi

00:32:39: das Recht, auch seinen Doktoranten Zugang zu diesem Archiv zu gewähren.

00:32:43: Spannend.

00:32:43: Und das sage ich dir jetzt unter uns, das ist wirklich eine tolle Sache.

00:32:48: Es gibt ganz viele Historikerinnen, Historiker, die

00:32:51: eigentlich jahrelang auf einer Reise sind, auf der Suche nach geeigneten

00:32:55: Archivbeständen, die eben noch nicht erforscht sind.

00:32:58: Und wenn dann da so eine Tür aufgeht, wie

00:33:00: das bei mir der Fall war, dann kann man einfach nicht Nein sagen.

00:33:03: Ja, ist klar.

00:33:04: Das ist ja wie ein Sesam, ne, Sesam öffne dich, ja.

00:33:07: Total, total, ja.

00:33:08: Man muss allerdings auch dazu sagen, es ist einfach ein Archiv, ja.

00:33:12: Also da sind jetzt nicht irgendwie

00:33:16: die Mythen und Rätsel der Welt erklärt oder irgendwelche Sachen, die Leute, die

00:33:20: da verschwörungstheoretisch unterwegs sind, da reinlegen wollen.

00:33:24: Es ist eine Unternehmerfamilie und die hat

00:33:26: halt eine Business Communication und da sind halt Akten

00:33:29: vorhanden, und durch die kann man sich dann als Historiker durchwühlen.

00:33:32: Und das war eigentlich auch das wichtigste

00:33:34: Ergebnis meiner Doktorarbeit, das ich hier noch mal kundtun würde.

00:33:37: Die Rothschilds sind einfach auch nur eine

00:33:41: Bankiersfamilie, wie viele andere in der Zeit und noch rezent.

00:33:45: Also da ist

00:33:47: nichts irgendwie Drum und Dran, vor dem die Welt sich fürchten müsste.

00:33:50: Okay, ja.

00:33:51: Manchmal fürchten wir uns ja gerne, glaube ich, so als Mensch.

00:33:53: Ja, das spielt natürlich auch eine Rolle, dieses Motiv, ja.

00:33:57: Ja, ja.

00:33:58: Da könnte man jetzt lange darüber philosophieren, genau, über das Thema.

00:34:00: Das, glaube ich, machen wir mal extra. Gerne.

00:34:02: Wir wollen jetzt zurückkommen zum Thema „Reden schreiben".

00:34:05: Und Autorinnen und Autoren zittern ja schon vielleicht ein bisschen, vielleicht

00:34:10: du auch, ich weiß es nicht, zu dem Thema KI und ChatGPT und so weiter.

00:34:15: Das ist ja jetzt so die nächste Stufe, die

00:34:16: uns bald erreichen wird oder uns schon erreicht hat, vielmehr.

00:34:20: Ich habe es auch schon ausprobiert, gebe ich zu.

00:34:22: Wie siehst du denn das?

00:34:23: Also wie wird denn dein Job oder der Job

00:34:25: auch der Autorinnen und Autoren künftig sicher sein in dem Bereich?

00:34:29: Das ist eine ganz spannende Frage und ich fürchte, wir werden sie heute nicht

00:34:33: abschließend beantworten können, aus der jetzigen Perspektive.

00:34:36: Man muss sich zunächst mal vergegenwärtigen, was ChatGPT jetzt macht.

00:34:40: ChatGPT ist ein mächtiger Helfer für Menschen, die Texte produzieren müssen.

00:34:45: Ich glaube, gerade auf der Stufe, auf der

00:34:47: wir momentan sind, sehe ich das, dass eigentlich in fünf Jahren

00:34:51: oder vielleicht auch jetzt schon kein Beileidsschreiben, beispielsweise bei

00:34:54: einem Redenschreiber oder bei einem Journalisten oder wer auch immer so

00:34:57: was macht, dann angefordert werden wird, weil so einfache Standardtexte,

00:35:01: die immer aus denselben Floskeln bestehen, die kann die KI bereits jetzt.

00:35:04: Da brauchen wir uns überhaupt nichts vormachen, ist so.

00:35:07: Und wenn die Entwicklung weiter voranschreitet, dann traue ich diesen

00:35:11: Maschinen auch zu, irgendwann komplette Reden zu schreiben.

00:35:16: Die Frage, die sich dann stellt, ist:

00:35:18: Wie betreuen wir die Menschen, die diese Reden auf der Bühne halten werden?

00:35:21: Also es könnte dir oder auch mir zukünftig in die Hände spielen,

00:35:25: dass wir einen enormen Aufwand haben werden an Coaching,

00:35:30: dass wir einen enormen Aufwand haben werden an: Wie präsentieren, wie

00:35:34: positionieren wir Leute in der Öffentlichkeit?

00:35:36: Also ich glaube, die textliche Seite, da

00:35:38: kann man sich vielleicht als Redenschreiberin, Redenschreiber auch

00:35:40: heute schon ein bisschen inspirieren lassen von KI.

00:35:42: Warum nicht? Ja, ja.

00:35:42: Du sagst, du hast es auch benutzt.

00:35:44: Ich habe es mir auch mal angesehen.

00:35:45: War mit dem Ergebnis nicht zufrieden, also würde ich nie eine

00:35:49: Kundin oder einen Kunden damit losschicken, zum aktuellen Zeitpunkt.

00:35:53: Aber es kann ein mächtiger Helfer sein.

00:35:55: Ob uns die Maschinen eines Tages ersetzen werden, ich hoffe nicht.

00:35:59: Klar, weil letzten Endes geht es ja Einfühlungsvermögen, um Empathie.

00:36:02: Das ist ja eine unserer Hauptaufgaben,

00:36:04: wenn wir Leute qualifiziert aufstellen, in der Öffentlichkeit zu stehen.

00:36:09: Und da hoffe ich, wird uns die KI so

00:36:11: schnell nicht das Wasser abgraben, weil es ist eine hochpersönliche Dienstleistung.

00:36:14: Genau, ja.

00:36:15: Redenschreiben, Coaching, das ist einfach sehr nah am Menschen.

00:36:18: Ja, ich wollte gerade sagen, also so Floskeln wollen wir ja nicht, wenn wir

00:36:21: jetzt schon- also ich sage mal so: Wenn jemand schon einen Redenschreiber

00:36:24: engagiert, dann will der nicht die 08/15-Floskeln, weil die kann ich mir

00:36:28: wirklich auch aus einem Redenbuch, wie sie es früher auch gegeben hat-

00:36:31: Ja, die hat es früher gegeben, ja.

00:36:33: -kann ich mir die auch rausholen, sondern

00:36:35: das soll ja wirklich ganz genau auf mich, auf meine Zuschauer, wie du vorher gesagt

00:36:39: hast, Zuschauerinnen gepolt sein und sehr individuell auch sein, genau.

00:36:45: Und das kann die KI noch nicht, definitiv, aber wer weiß, ja.

00:36:49: Also die Zeit schreitet voran und

00:36:52: das wird vielleicht in nicht zu allzu langer Zeit so sein möglicherweise.

00:36:59: Genau, ja. Spannend.

00:37:00: Aber trotzdem, da sind wir noch mal bei

00:37:02: dem, was ich eingangs auch gesagt habe: Man muss ja zum Publikum sprechen.

00:37:06: Ja, genau. Und ich glaube, das ist was ganz

00:37:08: Wesentliches, was künstliche Intelligenz auch nie können wird.

00:37:11: Darum ist sie ja künstlich.

00:37:12: Sich wirklich emotional ein Publikum vorstellen: Wie sitzen die da?

00:37:17: Wer sitzt da? Was wollen die hören?

00:37:19: Was haben die für Bedürfnisse?

00:37:21: In welcher Richtung wollen die auch gefordert werden, weiter motiviert zu

00:37:26: bleiben, weiter zu tun in dem, was sie gerade machen?

00:37:29: Und das denke ich, ist was, das wird

00:37:31: die Maschine so lange nicht können, so schnell nicht können.

00:37:35: Ja, warten wir mal ab.

00:37:37: Ja, für die Autorinnen und Autoren auch.

00:37:40: Zum Beispiel, es gab ja auch vor einiger Zeit mal in Hollywood den

00:37:44: Streik der Schreiberinnen und Schreiber für Serien und für viele.

00:37:50: Es gibt ja viele, viele Serien, viele Shows, die da kreiert werden, wo auch

00:37:54: viele Autorinnen und Autoren dahinter stehen und die werden sicherlich in naher

00:38:01: oder ferner Zukunft dann auch möglicherweise ersetzt werden können.

00:38:05: Das ist natürlich schon eine Gefahr.

00:38:08: Das ist eine Gefahr, aber wir werden es trotzdem nicht einhegen können.

00:38:11: Also das war ja eins der Ziele des

00:38:13: Protests oder wenn man jetzt auch bei uns gesetzliche Regelungen gerade anschaut,

00:38:17: wie den AI-Act der Europäischen Union, sind ja Bestrebungen, diese KI irgendwie

00:38:23: einzuhegen oder gesetzliche Regelungen zu schaffen.

00:38:27: Und ich glaube, solange so was in der Welt

00:38:29: ist oder sobald so was der Welt ist, kann man es auch nicht mehr einhegen.

00:38:34: Das hat sich bei vielen technischen Sprüngen in der Geschichte der Menschheit

00:38:38: gezeigt, dass man sehr wohl wusste, was für eine Büchse der

00:38:41: Pandora man da aufmacht, aber halt einfach aus wirtschaftlichen Interessen oder aus

00:38:44: anderen Gründen eben der Nutzen dann überwogen hat.

00:38:47: Und dann ist man halt da rangegangen, halt die schädlichen, also die Side-Effects

00:38:51: halt quasi auszumerzen über die Jahrzehnte.

00:38:53: Und das hat ja bei vielen Technologien ganz gut funktioniert.

00:38:55: Genau.

00:38:56: Und das, denke ich, wird sich bei der KI irgendwann auch so regeln.

00:38:58: Ja, absolut. Und ich denke, wir müssen offen sein dafür

00:39:03: oder wir dürfen auch offen sein, weil es ja doch eine Erleichterung gibt, genau.

00:39:06: Und die Frage, die sich da stellt, ist

00:39:08: auch, weil du jetzt gerade sagst, wir können mit der Zeit gehen, es gibt neue

00:39:12: Entwicklungen und so weiter, auch im Bereich der Redenschreiber.

00:39:16: Wenn man jetzt sagt „Redenschreiber", dann

00:39:18: klingt das so, also genau wie du vorhin gesagt hast, es gibt eine Eröffnung von

00:39:23: einem Gebäude und da steht jemand und hält eine Rede dazu.

00:39:26: Das ist so der Klassiker.

00:39:27: Aber es gibt ja viele andere Bereiche, wo

00:39:29: heute Reden gehalten werden oder Präsentationen oder Vorträge, also auch in

00:39:35: Social Media, in verschiedenen kurzen Videos, Snippets, wenn man so will.

00:39:42: Seid ihr da auch in der "Bütt"?

00:39:44: Ja, absolut.

00:39:46: Also die Branche wandelt sich.

00:39:49: Wenn wir sehen, der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache wird

00:39:52: jetzt heuer 25 Jahre alt und das geht wirklich zurück auf Thilo von Throta.

00:39:58: Das war so der

00:39:59: der Redenschreiber von Helmut Schmidt, also quasi so ein Monolith in der

00:40:03: Landschaft der Redenschreiber, zu dem man halt wirklich noch gesagt hat:

00:40:07: „Ja, der Herr Bundeskanzler ist jetzt morgen da und da und braucht die Rede, und

00:40:10: dann hat er sich da in seiner Schreibstube eingeschlossen und hat die Rede verfasst.

00:40:13: Das ist, wenn man ehrlich ist, nur noch ein Teil unseres Handwerks.

00:40:16: Mhm, okay, ja. Also wir

00:40:18: stellen uns da sehr umfassend auf, wir begreifen Kommunikation als universell.

00:40:23: Und ich persönlich, ich sehe auch wirklich

00:40:26: in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht den Punkt kommen, an dem die klassische

00:40:30: Rede möglicherweise ganz überflüssig werden wird.

00:40:33: Die Entwicklung zeichnet sich ja jetzt schon ab.

00:40:35: Es hat schon, glaube ich, drei Jahre bei mir niemand mehr eine Rede angefordert

00:40:38: über 20 oder gar 30 Minuten, wie das früher der Fall war.

00:40:42: Wir sind jetzt wirklich bei

00:40:43: Grußbotschaft, fünf Minuten, wir sind bei Keynote-Statement, fünf bis zehn Minuten,

00:40:49: lieber noch sieben, ja, noch ein bisschen kürzer.

00:40:51: Ja, genau. Also wir merken das jetzt schon, dass wir

00:40:53: uns viel mehr konzentrieren müssen, dass wir viel mehr Wert drauf legen müssen,

00:40:57: wirklich diesen Tagesschausatz, den Journalisten dann auch mit nach Hause

00:41:01: nehmen können, dass der einfach in der ersten Minute der

00:41:03: Rede kommt, weil das andere ist- rauscht durch bei den Zuhörerinnen und Zuhörern.

00:41:08: Zum Glück gibt es ja noch Podcasts, wo wir

00:41:10: uns ein bisschen länger drüber unterhalten können.

00:41:11: Ja, schönes Format übrigens.

00:41:12: Finde ich toll, dass du es angepackt hast. Ja, genau.

00:41:14: Und die Frage ist ja, ich glaube, Mark Twain hat ja mal gesagt: „Wenn ich mehr

00:41:20: Zeit gehabt hätte, hätte ich eine kürzere Rede geschrieben.

00:41:23: " Also heißt das, dass- ist das auch deine Erfahrung, dass wenn man jetzt wirklich

00:41:28: kurz und prägnant sein will, dass man da länger oder mehr Zeit dafür braucht?

00:41:31: Ja, genau.

00:41:33: Ich hatte keine Zeit, mich kurz zu fassen. Ja, ist auch so ein Spruch.

00:41:35: Noch mal stringent.

00:41:36: Nein, das ist tatsächlich auch ein großer Punkt der Arbeit, dass man wirklich

00:41:40: stringent arbeitet, dass man so Sachen, wie man so scherzhaft sagt, in

00:41:45: der Mathematik würde man sagen, das kürzt sich raus.

00:41:47: Das sind dann Doppelungen.

00:41:49: Und da steht man auch in der Verantwortung.

00:41:52: Ich meine, ich habe dir ja unsere Zauberformel vorhin

00:41:54: genannt, wenn ich jedes Wort sozusagen, auch in -wenn ich da bares Geld dafür

00:41:59: will, dann kann ich auch nicht herumlabern.

00:42:01: Das geht nicht.

00:42:03: Jetzt wollen wir natürlich zum Abschluss

00:42:04: noch einen Tipp haben von dir, bevor ich dich nach deinem nächsten Projekt frage.

00:42:11: Ein Tipp für alle, die jetzt sagen: Naja, einen Redenschreiber, den leiste ich mir

00:42:15: jetzt noch nicht, aber ich hätte doch mal gerne, wenn du schon da bist, Martin, dass

00:42:21: du uns mal einen Tipp gibst: Wie gehst du ran?

00:42:25: Also wie schaffst du es da, eine gute

00:42:26: Rede, eine kurze Rede, eine kurze Präsentation zu schaffen?

00:42:29: Was sind so deine Hauptrezepturen?

00:42:34: Anfangen.

00:42:35: Also es gibt nichts Schlimmeres als die

00:42:36: Angst vor einem leeren Blatt und einfach mal drauflosschreiben.

00:42:40: Und wie ich gerade gesagt habe, dann

00:42:41: einfach im Nachgang den Entwurf einfach mal einen Tag liegen lassen, am nächsten

00:42:45: Tag wieder in die Hand nehmen, schauen: Ist das drin, was ich drin haben will?

00:42:49: Ist es vielleicht mehrfach drin?

00:42:50: Kann ich was streichen?

00:42:52: Also ich würde wirklich dazu raten, den Schreibfluss erst mal in Gang zu setzen.

00:42:56: Ich glaube, die größte Angst ist, wie bei

00:42:58: allen Schreibenden, die Angst vor einem leeren Blatt.

00:43:01: Und wenn jemand

00:43:02: da gerade auch noch ungeübt ist oder so was selten macht,

00:43:05: dann, glaube ich, ist das die größte Belastung, die es überhaupt gibt.

00:43:08: Okay. Gibt es da auch irgendwie so ein Regimen,

00:43:11: also so eine Disziplin, wenn du jetzt quasi mal längere Zeit keinen Auftrag

00:43:17: hast, was um Gottes Willen nicht der Fall- wahrscheinlich nicht ist, ja.

00:43:19: Aber hast du da irgendwie so eine Übung wie Fitnessstudio jetzt für die Muskeln,

00:43:23: dass du sagst: Ich trainiere meine Schreibfähigkeit?

00:43:28: Ich trainiere meine Schreibfähigkeit über die Lesefähigkeit.

00:43:30: Also ich bin wirklich ein großer Leser und

00:43:32: auch ein Textefresser, kann man sagen, und man darf aus dem Lesen nicht

00:43:36: rauskommen und beim Lesen immer diese Perspektive auch haben: Wie würde ich das

00:43:41: jetzt machen, wenn der Artikel oder wenn das Interview von mir wäre?

00:43:44: Wie würde ich rangehen? Ja.

00:43:45: Okay, ja. Spannend, ja.

00:43:46: Ja. Und einfach gute Sachen merken.

00:43:49: Also das, glaube ich, kann man auch noch nicht komplett

00:43:52: digitalisieren, dass man sich gute Sachen, gute Lösungen rauszieht und merkt.

00:43:58: Also gerade Bilder, Metaphern, das ist alles so wichtig und das kann man eben

00:44:01: nicht aus dem Ärmel schütteln, wenn man nicht jeden Tag kreativ ist und nicht

00:44:03: jeden Tag irgendwie sofort den Megaeinfall hat.

00:44:06: Und nachdem wir mit unseren, also auch nicht mit unseren Namen, also wir sind ja

00:44:11: keine Wissenschaftler, wir müssen ja keine Belege, keine Zitate anführen.

00:44:14: Und dann kann man ja wirklich sagen: Ich

00:44:16: erzähle Ihnen was, das habe ich mal gelesen, oder so.

00:44:19: Ja, genau, prima. Ja.

00:44:21: Bildhafte Sprache ist wichtig, genau. Und dranbleiben, einfach mal anfangen.

00:44:24: Das ist doch ein guter Tipp. Einfach mal anfangen, ja.

00:44:28: Genau, absolut, ja.

00:44:30: Lieber Dr.

00:44:31: Martin Achatz, vielen, vielen Dank für deinen Besuch.

00:44:33: Eine Frage habe ich aber noch.

00:44:34: Und zwar: Was ist denn dein nächstes Projekt?

00:44:36: Was hast du denn so auf der Pfanne gerade?

00:44:40: Also auf die Gefahr hin, dass ich jetzt unseriös wirke, aber ich möchte ein

00:44:43: bisschen in das literarische Genre einsteigen.

00:44:46: Warum ist das unseriös? Um Gottes Willen.

00:44:48: Also ich dachte mir, ich habe in meinem Leben so viel geschrieben und so viel auch

00:44:52: für Auftraggeberinnen, für Auftraggeber geschrieben.

00:44:56: Doktorarbeit ist aber letzten Endes auch

00:44:57: nichts anderes als ein Bedienen von Erwartungen oder

00:45:00: man sagt, das muss halt einfach dann irgendwann runtergeschrieben werden.

00:45:03: Und ich möchte ein bisschen ins Kreative einsteigen.

00:45:05: Es gibt in Schwabing eine ganz tolle Kneipe, das ist das Vereinsheim, wo man

00:45:09: sehr niederschwellig sich auch mit eigenen Texten präsentieren kann.

00:45:14: Da gibt es die Schwabinger Schaumschläger,

00:45:15: das ist ein Kabarett-Comedy-Programm, und da gibt es auch immer so einen Slot für

00:45:19: die Absolut Beginners, die dann da fünf Minuten was vortragen dürfen.

00:45:23: Und da bin ich jetzt momentan dabei, für mich selber quasi mal, endlich für mich

00:45:27: selber, ein Programm für fünf Minuten zu erarbeiten.

00:45:30: Cool.

00:45:30: Dann sagst du bitte Bescheid, wann das ist.

00:45:32: Auf jeden Fall. Und dann schauen wir da ganz mit viel

00:45:37: Interesse vorbei und hoffentlich auch Sie und ihr da draußen, liebe

00:45:42: Podcast-Hörerinnen und Hörer und Zuschauer natürlich auch und Zuschauerinnen.

00:45:47: Ja, Martin, vielen, vielen Dank für deinen Besuch.

00:45:49: Gerne.

00:45:49: Hat mir echt Spaß gemacht, wir könnten noch stundenlang weiterreden.

00:45:51: Das machen wir vielleicht ein anderes Mal, genau, über die Themen der Rothschilds zum

00:45:56: Beispiel und über die ganzen Themen, die da dahinter mit dabei stecken.

00:45:59: Also jedenfalls vielen Dank und viel Erfolg bei deinen neuen Projekten.

00:46:04: Danke, liebe Silvia, hat mich sehr gefreut.

00:46:06: Danke schön.

00:46:07: Ja, ich danke euch fürs Dabeisein und

00:46:10: wünsche euch viel Erfolg bei euren Reden und Präsentationen.

00:46:19: Und schon ist wieder eine weitere Folge von "Professionell auftreten" vorbei.

00:46:23: Wenn du weitere Unterstützung wünschst und

00:46:26: deinen Auftritt individuell optimieren möchtest, dann schreib mir gerne eine

00:46:30: E-Mail über mein Kontaktformular unter pitz-coaching.

00:46:36: de/kontaktformular. Ich freue mich auf dich.

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